Der Himmel ist unter uns. Sein Sternengesicht spiegelt sich in der Alster, ihre Wellen schlagen sanft nach unseren nackten Zehen. Die Nacht träumt, aber wir schlafen nicht. Hamburg erwacht seit dreieinhalb Wochen an jedem Abend in einen Sommernachtstraum hinein.

Dutzende Schattengeschöpfe in den Alsterwiesen, sie lachen und flüstern, da erhebt sich ein Busch und wird zum Menschen. Manchmal erhellt eine Fackel ein Gesicht, vermengen sich zwei wandernde Schatten zu einem. Auf dem Alsterweg spielen zwei Männer schweigend Boule im Leuchtviereck einer Parklampe. In ihren Bewegungen steckt die schwere Hitze des verloschenen Tages.

Ein Kanu mit wiegendem Windlicht gleitet still vorüber. Liebende. Er legt den Kopf in ihren Schoß, sie singt "Summertime" und kühlt seine Stirn mit ihrer kleinen Hand. Sie werden einander nie vergessen. "Ohne Träume kann ich nicht schlafen", sagt die Freundin zur anderen; sie sitzen auf dem Fährdammanleger, in ihren Augen Sehnsuchtsfunken.

Allein der Anblick der Alster kühlt nicht die Hitzköpfe der fünf jungen Männer. Sie ringen sich gegenseitig über den Rand des Anlegers und schwimmen laut, wie es nur Jungs in Rudeln können, durch den Sternenspiegel. Die vier Mädchen springen züchtig, die Nase damenhaft zugehalten, hinterher. Prinzessinnenkreischen, Freibadmelodien.

Die Sterne lachen. Wir sind der Himmel unter ihnen. Unsere Körperzellen tragen Sternenstaub in sich, Spuren der Eisenasche von vor Milliarden Jahren verglühten Sternen.

Und so gehören wir wie sie in diese Nächte, wir träumen mit offenen Augen.

Fotografien flüchtiger Momente "music in my eyes", markante Porträts von Musikern wie Till Brönner, Trombone Shorty, von Steven Haberland & Michael Bogumil. Vernissage Sa 24.7., 17.00-21.00, Schaltwerk Kunst (MetroBus 4), Methfesselstraße 7, Ausstellung bis 7. August; Infos im Internet unter www.schaltwerk-kunst.com