Eine Glosse von Armgard Seegers

Das haben wir doch alle mal gelernt: "Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen". Und so haben das Harbourfront Literaturfestival, das am 8. September in Hamburg startet, und das Hamburger Theaterfestival, das am 26. September beginnt, natürlich schon ihre Programmbroschüren gedruckt. Schließlich wollen sie ja für ihre attraktiven Veranstaltungen Karten verkaufen. Schade nur, dass beide Prospekte Grußworte des Ersten Bürgermeisters Ole von Beust schmücken. Doch was ursprünglich als Zierde und Aufwertung der Veranstaltungen gedacht war, wirkt, wenn die Festivals beginnen, wie Worte aus dem Jenseits. Denn von Beust hat dann längst seinen Abschied genommen. Ein anderer wird Erster Bürgermeister sein.

Macht nichts, meinen Sie jetzt. Das Grußwort wäre sowieso das Gleiche geblieben, denn es wird ja von einem Referenten geschrieben. Und es wirkt ohnehin so, als hätte man es dem Referenten nachts um zwei abgenötigt. Zu einer Uhrzeit, wo man gern alles sagt, was unverbindlich bleiben soll. Beide Festivals finden in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Einmal heißt es: "Schon im ersten Jahr hat sich gezeigt, dass dieses Festival das Zeug hat, eine wichtige Adresse ..." Ein andermal steht da: "Nach einem fulminanten Auftakt lädt das Hamburger Festival nun bereits zum zweiten Mal erstklassige ..." Raten Sie mal, welches Grußwort wo steht? Ist auch egal. Hauptsache, das Programm hat Klasse.