Eine Glosse von Karolin Jacquemain

Als Moderatorin Carmen Thomas vor mehr als 30 Jahren von "Schalke 05" sprach, war das ziemlich lustig. Zumindest im Nachhinein. Zumindest für jenen Teil der Bevölkerung, der nicht Carmen Thomas hieß und Fußball für ein Spiel hielt, nicht für die heiligste aller Handlungen. Der "innere Reichsparteitag", den Katrin Müller-Hohenstein Miroslav Klose andichtete, war schon weniger lustig. Ein sprachlicher Missgriff, unangebracht, entschuldigte sich das ZDF.

Jörg Boecker langte am Sonntag in der Sondersendung "NDR aktuell extra" beim Griff in die Wortkiste noch deutlicher daneben: "Oberbürgermeister Ole von Beust" hören wir den Unglücklichen da sagen. Mal vorausgesetzt, dass Boecker es jenseits des Fernsehstudios besser weiß, den Ersten Bürgermeister also nicht zum ersten Mal hört, bleibt es: ein peinlicher Ausrutscher. Verursacht, wie der NDR erklärt, durch eine Panne nach einer Live-Schalte, die den Moderator kurzzeitig die Konzentration kostete. Nichtsdestotrotz: peinlich.

Andererseits: Vielleicht unterschätzen wir Jörg Boecker auch, und hinter dieser Bezeichnung steckte mehr, als der Zuschauer erkennen mochte, nämlich ein Statement: Wer sein Amt nicht respektiert und fortwirft wie ein bockiges Kind sein Spielzeug, verliert auch das Recht auf korrekte Amtsbezeichnung. Wenn es das ist, was Jörg Boecker uns via seines Versprechens mitzuteilen versuchte, wollen wir mal nichts gesagt haben.