Angela Guerreiro eröffnete mit “Tracing Dance Reloaded“ das 5. DanceKiosk im Sprechwerk

Hamburg. Ein seltsames Bild: Die grazile Nuria Mohammed aus Addis Abeba im äthiopischen Festkleid und der kraftvolle Kenianer Adam Lucas Chienjo drehen sich zierlich wie Tanzpuppen im Takt zur "Rosenpolka" aus der Nordheide. Sie trippeln, drehen und walzen im für ihre Körper ungewohnten Gestus und Rhythmus. Auch den gesprungenen "Fingerschottisch" kennt hier kaum jemand. Im neuen Stück "Tracing Dance Reloaded" zur Eröffnung des 5. DanceKiosks im Sprechwerk vermittelt Angela Guerreiro ironisch und humorvoll: Wir Europäer haben nicht nur einen falschen zentralistisch gefärbten, durch die Medien verfälschten Blick auf den anderen Kontinent. Wir sind auch partiell Fremde im Umgang mit der Kolonialgeschichte und der eigenen Volkskultur. Das absichtlich kunstlos als Begegnung von Tänzer-Trio (mit Jonny Lloyd) und Publikum angelegte Tanztheater ist Ergebnis von Guerreiros Recherche über eine von Zentren und Festivals forcierte "gemeinsame" Tanzkunst von Nord und Süd. Nach Studien vor Ort ist sie wieder in der "Heimat" Hamburg zurück. Mit ungetrübt kritischem Blick plädiert sie im Stück unübersehbar für den Erhalt des kulturellen Erbes und der Tradition.