Take 6 sorgte in der Laeiszhalle für wund geklatschte Hände

Hamburg. Sachen gibt's: Da sitzt man im Konzert und möchte sich brav ein paar Notizen machen - kommt aber gar nicht dazu, weil die eigenen Hände plötzlich wie wild anfangen zu klatschen und zu schnipsen, während die Füße rhythmisch auf den Laeiszhallen-boden stampfen. Oh, yeah! Erst ein böser Blick der Dame vom Vordersitz gebietet Einhalt. Sorry. Aber bei Take 6 stillzuhalten ist einfach sauschwer. Denn die sechs schwarzen Sänger aus Alabama haben ihn einfach im Blut: den Rhythmus, wo jeder mit muss.

Selbst bei einem gemächlichen Gospel wie "Shall We Gather At The River" verströmt die Musik einen hypnotischen Groove, und zwar ganz von alleine: Jede Nummer kommt mit einer lässigen Natürlichkeit, wie sie nur die ganz Großen auszeichnet. Geradezu unglaublich die vokale und rhythmische Virtuosität in Miles Davis' Jazzklassiker "Seven Steps To Heaven". Und dann dieser einmalige Sound! Okay, die A-cappella-Combo singt mit Mikros, da kann man (gerade bei den tiefen Basstönen von Alvin Chea) ein bisschen am Mischpult nachhelfen. Aber trotzdem: Wie frisch etwa Mark Kibble auch nach 30 Jahren mit der Band klingt, ist einfach der Hammer - ein toffifeeweiches Tenortimbre bis in die höchsten Höhen. Stark auch die Instrumentenimitationen seines Bruders Joey, der mitunter wie eine gedämpfte Trompete trötet.

Damit aber nicht genug: Der Take6-typische Mix aus Jazz, R&B und Gospel ist mit witzigen Moderationen und einer perfekt getimten Choreografie garniert. Wenn Christian Dentley immer wieder versucht, einen Michael-Jackson-Song zu singen, und ständig von den Kollegen abgewürgt wird, bis er endlich doch den Hit "Billie Jean" inklusive Moonwalk raushauen darf, kocht die Stimmung endgültig über. Einzig bei den zwei Minipredigten der tiefreligiösen Christen ("God loves you all!") ist ein leichtes Fremdeln zu spüren - ansonsten sind die Besucher des SHMF-Konzerts restlos begeistert. Fast schade, dass es nach 90 Minuten schon vorbei ist. Aber wer weiß, wie die Laeiszhalle aussähe, wenn es noch länger gedauert hätte. Die Hände sind jedenfalls wund geklatscht.