Der Hamburger Autor Robert Brack liest in Ottensen aus seinem neuen Roman

Nautilus. Es ist ja nicht so, dass die Schüsse die Menschen in Altona aus großer Ruhe rissen. Ganz im Gegenteil. Die Zeiten waren laut und rau, ein Weltkrieg, der erste, lag hinter ihnen und dazu eine Weltwirtschaftskrise, die mit der heutigen in Sachen Dramatik höchstens den Namen teilt. Und dann, am Morgen des 17. Juli 1932, fielen schon wieder Schüsse. Es ist der Tag des "Altonaer Blutsonntags", 18 Hamburger verlieren an diesem Tag ihr Leben. Sie sind Kommunisten auf der einen und Nationalsozialisten auf der anderen Seite.

Nur einen Tag zuvor, am 16. Juni 1932, hatte Reichskanzler Franz von Papen das von seinem Vorgänger erlassene Verbot der SS und SA aufgehoben. Und schon machten sie sich auf, die Schergen der Trupps, lärmten, marschierten und provozierten - der Auftakt zu monatelangen Unruhen in der ganzen Republik, bei denen am Ende mehr als 100 Menschen starben.

Es sind die politischen Unruhen der 30er-Jahre, die der Schriftsteller Robert Brack erneut als Hintergrund für einen Roman gewählt hat. Schon die Geschichte seines Werks "Und das Meer gab seine Toten wieder" spielte in dieser Zeit, er handelte von einem Hamburger Polizeiskandal aus dem Jahr 1931. Wer diesen Roman gelesen hat, trifft in "Blutsonntag" eine alte Bekannte wieder: Klara Schindler, eine patente Reporterin, die sich auf die Suche nach der Wahrheit macht. Denn die Hamburger Polizei und die preußischen Behörden vertuschen die Vorgänge.

Am heutigen Sonnabend stellt Robert Brack sein neues Werk persönlich vor, in der Nautilus Buchhandlung liest er selbst einige Passagen. Und sitzt damit an genau jener Stelle, an der vor fast 78 Jahren die Straßenschlachten tobten. Zu sehen ist von denen heute nichts mehr, abgesehen von ein paar vor sich hin rostenden Mahntafeln. Aber zu spüren wird der "Blutsonntag" für einen Abend sein, zumindest in den Worten und Bildern von Robert Brack.

Robert Brack liest "Blutsonntag" Sa 17.7., 18.00, Buchhandlung Nautilus (Bus 2, 37, 150, 283, 288), Friedensallee 7-9, Eintr. frei, www.gangsterbuero.de