Ich sag mal: Was man alles abkürzen kann - und was nicht

Die Abkürzungsmanie hat einen neuen Höhepunkt erreicht, allerdings in den USA. Der YMCA, Young Men's Christian Association, will nur noch the Y (sprich: Wei) heißen. Warum nur? YMCA hat unter diesem Namen vergangenes Jahr immerhin sechs Milliarden Dollar eingeworben und gilt als wertvollste Marke unter den Nonprofit-Organsationen, vor der Heilsarmee - ganz zu schweigen von dem berühmten YMCA-Song der Disco-Truppe Village People. Den kann man so wenig verkürzen wie den Christlichen Verein Junger Männer hierzulande.

Obwohl - wer weiß? In dem kirchennahen Magazin "chrismon" lese ich: "Hand aufs Herz, woran denken Sie bei Kikubu und Riraki? An Pipi, Kaka und ähnlichen Krimskrams? Sorry, ganz falsch.

Es handelt sich um kirchliche Veranstaltungen, Kirche Kunterbunt und Riesenradkirche, die sehr wahrscheinlich sogar ernst genommen werden wollen." Das Magazin behauptet, auf kirchlichem Boden gediehen die "depperten Abkürzungen" ganz besonders gut. Etwa die Mi-Ki-Le-ne, das ökumenische Projekt "Mit Kindern Leben neu entdecken". Ahh ja! würde Loriot wohl an dieser Stelle sagen.

Woher dieser Unfug kommt, ist einigermaßen klar: vom Simsen und vom Twittern, von jener elektronischen Kommunikation, die eine zu übermittelnde Botschaft zwangsweise auf eine eng begrenze Zahl von "Zeichen" reduziert. Wohin das noch führen wird, kann man nur ahnen. Es schreiben ja heute schon manche Menschen statt "Mit freundlichen Grüßen" nur "MfG" ans Ende eines Briefes.

Und wenn Sie jetzt meinen, das heiße "mit vielen Grüßen", ist es eigentlich auch egal. Denn wenn "4 u" als Kürzel für "for you" durchgeht, und das sogar in der deutschen Werbung, dann kann fG auch viele Grüße heißen. Mit der Orthografie oder gar der Grammatik sollen sich alte Besserwisser wie ich herumschlagen.

"Waka waka eh eh" ist übrigens ausnahmsweise keine Abkürzung, sondern Text des "offiziellen", also wohl von der Fifa kostenpflichtig lizenzierten, WM-Songs der Kolumbianerin Shakira. Die WM ist ja nun vorbei. Aber die südafrikanischen Gastgeber sollen der Meinung sein, sie hätten bessere Lieder gehabt - was man ihnen gern glauben möchte.

Dem Vernehmen nach ist dieses Waka-waka-Ding übrigens ursprünglich ein Militärlied aus Kamerun: "Du bist ein guter Soldat und suchst dir selbst aus, gegen wen du kämpfst." Das ist erstens nicht wahr, aber zweitens nun auch wurscht.

Glauben Sie, geneigte Leser, aber bitte nicht, wurscht habe etwas mit dem gleichnamigen Lebensmittel zu tun. Sprachexperten versichern, Wurst meine hier eigentlich "wirr", wie auch verwursten von verwirren komme. Wann und warum "wirr" zu Wurst geworden ist, bleibt allerdings unklar - wie so vieles im Leben.