Als Tariq Trotter und Ahmir "Guestlove" Thompson sich 1987 in Philadelphia begegneten, waren sie arm wie Kirchenmäuse. Doch Tariq konnte rappen und Guestlove trommeln. Mit bescheidenen Mitteln begannen sie auf der Straße Musik zu machen und so Geld zu verdienen. Inzwischen sind sie zusammen mit ein paar weiteren Freunden als The Roots eine der einflussreichsten Hip-Hop-Combos Nordamerikas.

Wenn man sich ihr gerade erschienenes neuntes Studioalbum "How I Got Over" anhört, sind die Strukturen ihrer Anfangstage erhalten geblieben. Guestlove, jener Hüne mit dem riesigen Afro, trommelt immer noch einfache Rhythmen, über die Trotter und verschiedene Gast-Rapper ihre Texte ausbreiten können. Der Beat ist die Basis.

The Roots zählen zu den wenig verbliebenen Hip-Hop-Gruppen, die für sogenannten "conscious hip-hop" stehen, also für Texte mit gesellschaftskritischem Inhalt. Auf "How I Got Over" beschreiben sie die "Suche nach Hoffnung in dieser entmutigenden Zeit". In "Dear God 2.0" wenden sie sich an eine höhere Distanz und fragen, warum Gott all die Katastrophen zulässt, angefangen von Erdbeben und Tsunamis bis hin zu den Tragödien in der Nachbarschaft, wenn Polizisten ohne Beweise auf Verdächtige schießen. In "Walk Alone" bezeichnen sie die ganze Welt als Gefahrenzone, nicht unähnlich den Endzeitvisionen eines Cormac McCarthy.

Die erste Hälfte des Albums ist düster, doch es gibt einen Wendepunkt. Mit dem Titelsong "How I Got Over" wird die Musik heller. "How I Got Over", benannt nach einem Gospelklassiker von Mahalia Jackson, ist eine erwachsene Hip-Hop-Platte. The Roots beschreiben sehr drastisch, wie die Welt außer Kontrolle geraten ist, aber sie transportieren mit ihren Songs auch Hoffnung. Zumindest einen Funken.

The Roots How I Got Over (Def Jam/Universal)