1997 schuf Richard Ashcroft “Urban Hymns“, das letzte große Britpop-Album. Jetzt scheitert er beim Neustart mit “The United Nations Of Sound“.

Hamburg. Es ist schon ein Jammer mit dem Britpop. Oasis sind zerstritten, Blur-Sänger Damon Albarn hat sich in sein stilübergreifendes Projekt Gorillaz geflüchtet und The Verve, die mit "Urban Hymns" 1997 einst das letzte maßgebliche Album, den Schwanengesang des sinfonischen Britpops, hinlegten, gelten als mausetot. Eine versuchte Wiederbelebung der Band 2008 mit "Forth" scheiterte.

Nur Sänger Richard Ashcroft will sich partout nicht dem Wandel des Pop ergeben. Über zwei Soloalben inszenierte er sich grandios als Trauerkloß, begeisterte mit schwermütig-psychedelischem Soul, indem er von "Music Is Power" oder "A Song For Lovers" sang. Die Chemical Brothers oder U.N.K.L.E. rissen sich um eine Kollaboration. Coldplay trat mit ihm auf. Ashcroft galt als einer der Top-Poeten des Pop.

Zuletzt auf "Keys To The World" vor vier Jahren klangen seine Pop-Oden allerdings schon etwas bemüht. Das Album floppte. Ashcroft suchte sich eine neue Band, die sich nun recht vollmundig The United Nations Of Sound nennt, und klopfte in New York beim Produzenten No ID an, der den Hip-Hoppern Common und Jay-Z schon eingängige Beats gezimmert hatte. Gitarrist Steve Wyreman (Mary J Blige), Bassist "DW" Wright und Drummer Derrick Wright stießen dazu.

Viel Aufwand für ein dünnes Ergebnis. Das heute erscheinende "The United Nations Of Sound" enttäuscht. "Born Again" klingt, als würde sich Bryan Adams als Britpopper versuchen. Breitbeinig grätschende Gitarren kombiniert mit entsetzlich schleimigen Melodien. "Get Up, When You're On The Floor", verkündet Ashcroft eine Binsenweisheit, die er sich wohl selbst vorbeten muss. Poppige Rhythmen pumpen öde vor sich hin. "Na, nanananana", schnurrt der Sänger, versucht sich als Partyanimator mit esoterischem Touch.

Ist das nurmehr der verzweifelte Profilierungsversuch eines Egozentrikers, der nicht umsonst den Spitznamen "Mad Richard" trägt? Vermutlich ist er selbst jener Mann, der durch die Wüste streift auf der Suche nach seiner Seele, den er in der Hymne "America" zu catchy Hip-Hop-Rhythmen besingt. Er kann jetzt auch die große Funk-Schnulze. "Good Loving" heißt sie.

Sie strotzt vor anschwellendem Geigengesang, den Benjamin Wright hinzurührte, der sich mit Arbeiten für die Temptations und Aretha Franklin Lorbeeren erwarb, und zirpenden Gitarren. Auch vor dem einst peinlich gemiedenen Blues-Rock scheut Ashcroft nicht zurück, wie in "How Deep Is Your Man" zu hören, einem der wenigen gelungenen Stücke des Albums, in dem er vorausschauend singt: "I'm In Trouble, Man". Das muntere "Royal Highness" knüpft noch am ehesten an seine früheren Northern-Soul-Erfolge an. "The United Nations Of Sound" wird seine alten Fans verprellen und dürfte ihm wenig neue verschaffen.

RPA & The United Nations Of Sound: United Nations Of Sound, EMI, ab heute im Handel; www.richardashcroft.co.uk