Hamburg. "It's going to be hot", versprach Karolina Glazer zu Anfang ihres Auftritts. Und was die Temperaturen anging, stimmte das ja auch: Im ausverkauften Metropolis-Kino - zum ersten Mal Spielort des Schleswig-Holstein Musik Festivals - war Gemeinschaftsschwitzen auf Plüschsitzen angesagt. Musikalisch blieb der Abend allerdings über weite Strecken eher lauwarm.

Schade eigentlich, denn die junge polnische Jazzsängerin verfügt über vielversprechende Talente: Sie ist mit einer starken Stimme gesegnet, die vom höchsten Sopranquieken bis zur erdigen Bruststimme reicht, und sie switcht mit ihrer fünfköpfigen Band virtuos zwischen verschiedenen Klangwelten hin und her. Aber genau das entpuppte sich mitunter als Problem: Auf Dauer wirkte das ständige Umschalten zwischen Latin-Groove, schmusigen Balladen, Raga-Rhythmen und rockigen Nummern eine Spur beliebig - weil Glazer und ihre Instrumentalisten dabei noch keinen unverkennbar eigenen Ton gefunden haben.

Dass die blonde 28-Jährige im schwarzen Lederkleid vielleicht etwas zu oft an den Knöpfen der elektronischen Geräte herumdrehte, um diverse Effekte zu erzeugen, war ein bezeichnendes Bild: Sie scheint noch auf der Suche zu sein, auch, was ihre Bühnenpräsenz angeht. Die zweite Hälfte überzeugte deutlich mehr, bei einem Wiegenlied etwa, mit dem sie an ihren verstorbenen Onkel erinnerte. Da schien die Künstlerin wirklich bei sich zu sein - im intimen Dialog mit Gitarrist Daniel Popialkiewicz, dem herausragenden Musiker ihrer Band. In welche Richtung es weitergehen müsste, war bei den zwei Gastauftritten von Nils Wülker zu erleben: Der Trompeter zeigte mit perfekt getimten Überraschungsmomenten genau jene eigene Handschrift, die Glazer und ihre Band noch vermissen lassen. Die Einnahmen des Konzerts und eine Spende, insgesamt 10 000 Euro, kommen dem gemeinnützigen Stiftungsfonds St. Georg zugute.