Nas und Damian Marley überzeugen beim Gipfel im Stadtpark

Hamburg. Für Reggae-Fans könnte ein Abend nicht perfekter sein. Die Temperaturen hitzig. Die Stimmung ausgelassen. Sanfte Rauchschwaden und Kräuterdüfte ziehen über die Zuschauermenge im zu drei viertel gefüllten Rund des Stadtparks. Hippies mit Rastazöpfen stehen neben Baseballkappenträgern. Sie alle wollen sich diesen Gipfel von Hip-Hop und Reggae nicht entgehen lassen.

Dabei ist es eigentlich eine unmögliche Verbindung. Rapper Nas entert die Bühne cool mit Sonnenbrille. In der Vergangenheit stilisierte er sich als Hip-Hop-Messias, dealte natürlich mit Drogen und rang mit dem anderen großen Rapper Jay-Z um den Titel des "King of New York". Seine Songs nannte er schon mal provozierend "Escobar" nach einem kolumbianischen Drogenboss. Daneben Reggae-Sänger Damian Marley, jüngster Spross des jamaikanischen Reggae-Heiligen Bob Marley und der Einzige der Söhne, der nicht auf die glasklare Roots-Reggae-Schiene setzt. Die Rastazöpfe baumeln ihm bis zu den Kniekehlen. Dezent wippt er auf und ab, ein friedvolles Lächeln auf den Lippen.

Und dennoch, dieses Duo, das voneinander ungefähr so weit entfernt liegt wie Kingston Town und Queensbridge, überzeugt mit seiner Mischung aus breitbeinigen Beats und Dancehall-Reggae. Dass der Sound nicht in einem öden DJ-Brei aufgeht, liegt an den wirklich guten Songqualitäten und dem stattlichen Bühnenaufgebot. Sieben Musiker, darunter der unauffällig im Hintergrund scratchende DJ Green Lemon, teilen die Bühne mit zwei hüftschaukelnden Sängerinnen - und einem Fahnenschwinger, der mit der jamaikanischen Nationalflagge eine rekordverdächtige Dauerbewegung hinlegt.

In den Songs ihres gemeinsamen Albums "Distant Relatives" scheinen sich die beiden Musiker gegenseitig mit ihren Stärken zu befruchten. Die politischen Aussagen in "Despair", "Count Your Blessings" oder "Land Of Promise" haben angesichts all der Unterschiede zwischen den Sängern etwas seltsam Bewegendes. Auffällig wird das so richtig, wenn beide abwechselnd ihrem Kompagnon das Feld für eine ausführliche Solophase überlassen.

Nas bringt mit Hits wie "Hip Hop Is Dead" oder "If I Ruled The World", der Erfolgskollaboration mit Lauryn Hill, die Kappenträger zum Grölen, die Rastalockenfraktion zum rhythmischen Zucken. Umgekehrt präsentiert Damian Marley erstaunlich frische Versionen der Bob-Marley-Klassiker "Exodus", "War" und "Could You Be Loved". Er flicht sogar einen Rap hinein. Am Ende ist auf beiden musikalischen Planeten die Welt wieder in Ordnung.