"Evil Elvis", böser Elvis also, haben sie Glenn Danzig genannt. Damals, als sein erstes Album erschien und dem nur 1,60 Meter großen Muskelpaket aus New Jersey mit "Mother" ein Hit gelang. Die schleppende Psychoblues-Nummer schaffte es 1990 sogar ins MTV-Programm - jedenfalls bis christliche Fundamentalisten gegen Bilder von geopferten Hühnern und Pentagrammen Sturm liefen. Doch auch wer den Danzig-Clip nicht mochte, musste zugeben: eine Wahnsinnsstimme, irgendwo zwischen Elvis und Jim Morrison, nur viel, viel düsterer. Einige Jahre arbeitete Danzig mit Über-Produzent Rick Rubin (Metallica, Johnny Cash) zusammen und nahm drei überwältigende Alben auf, dann trennte sich das Duo. Und Glenn Danzig hatte plötzlich musikalisch nur noch wenig zu bieten.

Bis jetzt, denn dem erklärten Liebhaber trashiger Horrorfilme, der in seinem nebenbei betriebenen Comic-Verlag unter anderem die Abenteuer der dämonischen Superheldin "Satanika" herausbringt, ist mit "Dethred Sabaoth" ein höllisch heißes Comeback gelungen. Schon Songtitel wie "On A Wicked Night", "Seasons Of Pain" oder "The Revengeful" lassen keinen Zweifel daran, dass mal wieder eine Reise ins Herz der Finsternis ansteht. Und tatsächlich beschwört Danzig einem Voodoo-Priester gleich die "Rebel Spirits", immer bereit zum Sündenfall, immer auf der Suche nach Grenzerfahrungen. So authentisch ins Mikro geröhrt, dass sich die Nackenhaare aufstellen - auch wenn die wilden Drogenjahre längst Geschichte sind.

Er habe keine Lust mehr auf das Tourleben, hat der 55-Jährige vor einigen Jahren Interviewern in die Aufnahmegeräte gesprochen. Das ewige Herumreisen und Zeit in trüben Hotelzimmern totschlagen sei er einfach leid und könne Besseres mit seinem Leben anfangen. Frustriert dürfte er damals gewesen sein, vom eigenen Output, der in Industrial-Metal-Gefilde abdriftete, und den bestenfalls verhaltenen Reaktionen darauf. Jetzt aber ist es Zeit, neu zu denken - weshalb auf Facebook schon eine Gruppe gegründet wurde, die ein Deutschland-Konzert des Fürsten der Dunkelheit fordert.

Danzig: Dethred Sabaoth (AFM Records/Soulfood); www.the7thhouse.com