Nicht nur im Logo sind Coverbands immer im Trend

Der Sommer ist eingelocht. Die großen Popstars haben sich im Schatten verkrochen, da können sie unbehelligt auf der Bühne nach mehr Licht verlangen: Coverbands, die auch dann auf die Bühne gehen, wenn in kleinen Klubs die Wandfarbe kocht. Noch bis zum 31. Juli kommen die Toten Ärzte, Bon Scott, Eaglez, The Beattells und viele weitere Nachspieler ins Logo und in den Downtown Bluesclub.

Was ist Original und was ist Fälschung? So einfach ist das im Pop nicht zu erkennen. Schon die frühen Beatles wussten: Alles Gescheite ist schon gedacht worden. Man muss nur versuchen, es noch einmal zu denken. Nicht einmal Lennon/McCartney konnten trotz acht Tagen Hundearbeit die Woche schnell genug Lieder schreiben, um der manischen Nachfrage Herr zu werden. Und so besteht fast die Hälfte der Songs auf den ersten Alben "Please Please Me" (1963) und "With The Beatles" (1963) aus Coverversionen. Mit dabei unter anderem: "Twist And Shout" (Top Notes), "You Really Got A Hold On Me"(Smokey Robinson) und "Roll Over Beethoven" (Chuck Berry). Auch später besannen sich die Fab Four immer wieder auf ihre frühen Covertage in Indra und Kaiserkeller und gruben alte Rock-'n'-Roll-Standards aus. Denn was der King durfte, konnten die Beatles schon lange.

Elvis Presley bediente sich gern bei Arthur "Big Boy" Crudup

"Hound Dog", 1952 von Jerry Leiber und Mike Stoller auf einer Papiertüte für Blues-Wuchtbrumme Big Mama Thornton geschrieben, wird heute eigentlich nur mit Elvis Presley in Verbindung gebracht, der sich die Nummer 1956 aneignete. Und "That's All Right Mama", "My Baby Left Me" und "So Glad You're Mine"? Alles Lieder von Arthur "Big Boy" Crudup. Schwarze Songs, über Nacht auf weiß gemacht.

Covern an sich ist natürlich nicht schlimm, aber manchmal durchaus ungerecht, wenn ein Chubby Checker mit "The Twist" Millionen scheffelte, während Originalinterpret Hank Ballard seine identische Version als Single-B-Seite der Ballade "Teardrops On Your Letter" verschenkte.

Neuinterpretieren, Umarrangieren und Kopieren begleiten die Musik seit den ersten Knochenflötentönen, und wer wollte nicht auf Jimi Hendrix und seine Dylan-Neuauflage "All Along The Watchtower" oder Cindy & Berts kultige Eindeutschung von Black Sabbaths "Paranoid" ("Der Hund von Baskerville") verzichten? Wenn Seal oder Rod Stewart nichts mehr einfällt, singen sie ganze Coveralben ein, The BossHoss und The Baseballs, Stefan Gwildis, "ABBA The Show", "The Australian Pink Floyd Show" und "Unser Star für Oslo": Da wird überall geklaut. Am Anfang ist nur ein junges Mädchen, das eigenwillig Adele und Jason Mraz nachsingt, am Ende ist es ein Sieg beim Eurovision Song Contest.

Das Beste an Coversongs ist aber nicht die Möglichkeit, für live aufgeführte U2-Songs nur 10 statt 100 Euro Eintritt zu zahlen, sondern ihr Potenzial auch für sensationelle, skurrile Interpretationen. Ein Beispiel: Metal-Wutklumpen von Slayer wie "Raining Blood" oder "Seasons In The Abyss" sind großartige Werke, die auch von Mambo Kurt auf der Heimorgel gespielt nichts von ihrer Faszination verlieren. Oder beängstigend langsam von Tori Amos am Klavier. Oder von Hellsongs am Hippie-Lagerfeuer.

Aber irgendwann ist auch mal gut. Von den über 200 Coverversionen der Badfinger-Rockballade "Without You" braucht man bestimmt nicht alle, und schon gar nicht die von Mariah Carey, auch wenn er für Paul McCartney der Alltime-Killersong ist. Paule schrieb ja den am häufigsten - mindestens 3000-mal - gecoverten Song der Popgeschichte: "Yesterday". Den spielen The Beattells bestimmt auch. Nach.

Logo alle Termine: www.logohamburg.de

Downtown Bluesclub alle Termine: www.downtown-bluesclub.de