Eine Glosse von Tom R. Schulz

Schlaumeier wissen: Kunst kommt von können. Käme sie von wollen, hieße sie Wunst. Landespolitiker aber haben Geheiminformationen. Sie wissen: Kunst kommt von müssen. Die können gar nicht anders, die Künstler, die müssen einfach Kunst machen. Oder Musik. Deshalb, denken die Landespolitiker, wird das Abendland schon nicht untergehen, wenn wir ihnen die Bettdecke wegziehen. Die decken sich schon mit ihren Noten zu - oder was sonst so zur Hand ist. Das ist natürlich gemein für alle, die von und für Musik leben. So glaubte sich das SHMF ein schönes Plumeau zurechtgestopft zu haben, als es Rücklagen von 1,1 Millionen Euro angehäuft hatte. Für harte Zeiten, dachte der Intendant. Doch dass die Zeiten für den Staat noch härter werden würden als für ihn und sein schönes Flächenfestival, das in diesem Jahr zum 25. Mal in Folge den Ruhm des Landes Schleswig-Holstein in die Welt hinausträgt: Das hätte er nicht gedacht. Weil der Staat einst die Bettstatt stiftete - inzwischen gibt er noch ein knappes Fünftel des Etats -, glaubt er sich nun berechtigt, mit den SHMF-Rücklagen ein klitzekleines Loch im eigenen Säckel zu stopfen. Für mehr wird ihm das Geld kaum reichen. Dem Musikfestival fehlt nun wie Brot, was im Landeshaushalt nur Peanuts sind. Verkehrte Welt: Die Kunst hilft dem Not leidenden Staat. Weil sie's kann? Weil sie's muss.