Neue Werke von Michael Riedel im Hamburger Kunstverein

Kunstverein. Auf den ersten Blick wirken die geometrischen Formen auf den Leinwänden wie neokonstruktivistische Gemälde, doch irgendetwas scheint damit nicht zu stimmen. Betrachtet man die elf Bilder etwas näher, die der aus Frankfurt stammende Künstler Michael Riedel zurzeit im Kunstverein ausstellt, stellt man fest, dass die Malerei nur vorgetäuscht ist. Riedel hat dafür Material - und zwar nicht nur Texte, sondern auch Symbole und Hyperlinks - der Internetseite des Museum of Modern Art, wo eines seiner Werke in der Sammlung vertreten ist, und der Vorschau kunstaspekte.de benutzt, das Material frei arrangiert, als Poster ausgedruckt und schließlich auf die Leinwände aufgeklebt. So entsteht der Eindruck von Malerei.

Riedel, der 2008 im Frankfurter Städel mit der Ausstellung "Vier Vorschläge zur Veränderung" und 2009 in der Tate Modern mit "Sutter" vertreten war, arbeitet mit Verdoppelungen, Wiederholungen und Zitaten. Doch er verändert das Material, verfremdet es, setzt es in einen neuen Kontext. Oft arbeitet er mit eigenen und fremden Texten, entkleidet sie jedoch ihrer konkreten Bedeutung und nutzt sie als Spielmaterial, als Formelemente und Zeichnungen.

Nur so ist auch der Hamburger Ausstellungstitel "The quick brown fox jumps over the lazy dog" erklärbar, eine berühmte Phrase, die im angelsächsischen Bereich als Test für Tastaturen benutzt wird, weil sie alle im Alphabet vorkommenden Buchstaben enthält.

Für die Hamburger Ausstellung hat Riedel in die Raumstruktur eingegriffen, indem er einerseits die Eingangsfront mit einer etwas verkleinerten Kopie versehen und leicht verschoben und außerdem die einzige Säule im Raum kopiert und am Boden abgelegt hat. Das erinnert an eine Installation aus dem Jahr 2007, wo er auf der Biennale von Lyon den Eingang zu Rikrit Tiravanijas Videoprogramm verdoppelt hat.

Riedel-Kenner werden erstaunt registrieren, dass der Künstler, der bislang mit großer Konsequenz auf Schwarz und Weiß gesetzt hat, in seinen neuen Werken Farbe einsetzt, sparsam zwar, doch mit sicherem Gespür für die ästhetische Wirkung.

"The quick brown fox jumps over the lazy dog" im Kunstverein. Bis 8.8., Di-So 12.00-18.00, Klosterwall 23, (U Steinstraße)