Die DDVG liegt 2010 über Plan, glaubt aber, dass die Branche Personalkosten senken muss

Hamburg. Wer dieser Tage Bilanzpressekonferenzen von Medienunternehmen besucht, bekommt allerorten das Gleiche zu hören: Man habe sich im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009 dem negativen Branchentrend nicht entziehen können. Die ersten Monate dieses Jahres machten aber Mut.

So war es gestern auch bei der Bilanzpressekonferenz der DDVG, der Medienholding der SPD, in der die Sozialdemokraten ihre Beteiligungen an Blättern wie der "Frankfurter Rundschau" oder der "Sächsischen Zeitung" bündeln. Ihr Jahresüberschuss ging 2009 von 15,5 Millionen auf 4,2 Millionen Euro zurück. Dennoch gab sich SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks für 2010 "vorsichtig optimistisch", weil die ersten fünf Monate des Jahres "über dem Vorjahr und über dem Plan" lägen.

So weit, so üblich. Dann aber geschah Ungewöhnliches: DDVG-Geschäftsführer Jens Berendsen präsentierte ein Maßnahmenpaket, mit dem sich die Branche, also auch seine Holding, angesichts der Strukturkrise im Zeitungsmarkt auseinandersetzen müsse. Dazu gehörten die Streichung von Urlaubsgeld und Jahresleistung, Stellenabbau, die Verlagerung von Arbeitsplätzen an externe Dienstleister und eine Senkung der Löhne um zehn Prozent.

Das war aber noch nicht alles. Berendsen stellte auch eine Studie vor, in der steht, welche Maßnahmen ein normaler Regionalzeitungsverlag ergreifen muss, will er bis 2013 halbwegs sicher durch die Krise kommen. Dabei wird von einem optimistischen, einem realistischen und einem pessimistischen Szenario ausgegangen. Das Ergebnis: Würde der Verlag Urlaubsgeld und Jahresleistung streichen sowie einen Stellenabbau von zehn Prozent anordnen, stünde die Regionalzeitung nur beim optimistischen Szenario - das von vergleichsweise moderaten Anzeigenverlusten und der Akzeptanz kräftiger Preiserhöhungen ausgeht - 2013 noch gut da. Schon beim realistischen Szenario würden diese Maßnahmen allein nicht ausreichen.

Man wusste nicht, worüber man mehr staunen sollte: darüber, für wie einschneidend die DDVG die Strukturkrise der Medien hält oder über die Leichtigkeit, mit der SPD-Unternehmer über Stellenabbau und Lohnkürzungen sprechen.

Zum Schluss der Veranstaltung machte sich der zweite DDVG-Geschäftsführer Gerd Walter noch für eine Qualitätsverbesserung des Lokaljournalismus stark. Er sei die Königsdisziplin des Journalismus. Dass es da angesichts des von der DDVG propagierten Personalabbaus "Konfliktfelder" gibt, musste aber auch er auf Nachfrage einräumen.