Teuer muss nicht sein. Perlende Alternativen zum Champagner gibt es reichlich

"Ich trinke Champagner, wenn ich froh bin und wenn ich traurig bin. Manchmal trinke ich davon, wenn ich allein bin; und wenn ich Gesellschaft habe, dann darf er nicht fehlen. Wenn ich keinen Hunger habe, mache ich mir mit ihm Appetit, und wenn ich hungrig bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst aber rühre ich ihn nicht an, außer wenn ich Durst habe."

Dass diese Worte - die ja nichts anderes meinen als "Ich trinke ihn immer" - von Madame Elisabeth "Lily" Bollinger (1899-1977) stammen, darf nicht verwundern: Sie managte 30 Jahre lang die Produktion der weltberühmten Champagner-Dynastie. Und sprach zeitlos Gültiges aus: Gerade dieser Tage, wenn die Hitze nach Erfrischungen verlangen lässt und auf den neuen Fußball-Weltmeiser angestoßen werden soll, ist Champagner eine geschmackvolle Möglichkeit.

Aber eben nur eine. Um das feine Perlen im Glas und am Gaumen zu genießen, muss man sich aber nicht gleich für die teuerste Schaumwein-Alternative entscheiden; der Markt hält längst eine schöne Vielfalt pekuniär weniger belastender Prickler parat. Stationen eines Streifzuges:

Vollkommenes Vergnügen gibt es schon für wenig mehr als sechs Euro

Mit einem kräftigen Rosé-Ton bringt der Secco von Steitz (Stein-Bockenheim, Rheinhessen) fröhlich Farbe ins Spiel. Portugieser Weißherbst, Dornfelder und Spätburgunder gehen eine im besten Sinne liebliche Liaison ein. Die raffinierte Erdbeernote im Bouquet darf nicht zu falschen Schlüssen in Richtung Fruchtbombe verführen: Leichtfüßig, trocken und erfrischend tobt sich der Drink am Gaumen aus - ziemlich vollkommenes Vergnügen für nur wenig mehr als sechs Euro (erhältlich bei Weinselection, Lemsahler Landstraße 195, T. 60 76 11 58, Online-Shop: www.weinselection.de ).

Prosecco drohte schon zum Schimpfwort zu werden, so viele minderwertige Gesöffe waren und sind unter diesem Namen der Traube im Umlauf. Eine rühmlich-reinsortige Ausnahme ist der Vino Frizzante von Francesco Drusian (Venetien, Italien). Knochentrocken, aber klassisch schön kommt er daher, betört mit dem zurückhaltenden Duft nach Blumen und grünen Äpfeln, mit spielerisch anregender und erfrischender, schlank prickelnder Säure (erhältlich für 8,90 Euro im Wijnhaus der Hanse am Krohnskamp 17, T. 270 89 66).

Noch eine quicklebendige französische Alternative wäre der Crémant de Limoux Brut, den Georges und Roger Antech im Languedoc-Roussillon zur Höchstform auflaufen lassen. Chardonnay, Chenin Blanc und Mauzac finden sich famos zusammen, gleiten cremig-elegant am Gaumen entlang und lassen jeden Sommerabend zum Freund werden (aktuell Jahrgang 2008, 9,80 Euro in Rindchen's Weinkontoren, Adressen unter T. 556 20 20 und online unter www.rindchen.de ).

Unabhängig vom Abschneiden der Spanier bei der Weltmeisterschaft kann ihre Schaumwein-Variante Cava zum Champion werden - wenn sie so gut ist, wie die 2007 Brut Reserva von Segura Viudas (Katalonien). Ihr animierender Mix aus delikater, feinfruchtiger Eleganz und knackiger Frische ist ein Sommermärchen der ganz besonderen Art. Das ist mit knapp 12 Euro zwar etwas kostspieliger, aber immer noch ein Spottpreis gegen die Kurse vieler Champagner (erhältlich in den Mövenpick-Weinkellern, Adressen online unter www.moevenpick-wein.de ).