Hamburg. Trotz brütender Hitze und der Konkurrenz von König Fußball war das französische Klangfest am Sonnabend in der Hochschule für Musik und Theater erstaunlich gut besucht. Im Zentrum der langen Musiknacht standen dabei zwei Musiktheaterwerke des diesjährigen Composers in Residence, Georges Aperghis.

Mit Bravour meisterten die sechs Instrumentalisten in Aperghis' Musiktheater für Kinder, "Rotkäppchen", die heikle Doppelaufgabe als Darsteller und Musiker. Aperghis' schräge und vertrackte Musik gelang ebenso überzeugend wie Zickenkrieg und Alphawolfgehabe. Nur Regisseur Marcos Darbyshire ignorierte die Grundidee des Werks leider völlig. Statt eines irritierenden Spiels mit Rollen- und Perspektivwechseln inszenierte er eine konventionelle Geschichte mit seltsamen Textwiederholungen.

Ebenfalls weit entfernt von der Konzeption des Komponisten war die Realisation des Spectacle Musicals "Zeugen". Statt leblose Handpuppen in Video-Nahaufnahmen zu zeigen, erweckten Choreografin Catrin Smorra und Kostümbildnerin Susanne Leuner die lebensgroß nachgebauten Puppen durch Tänzer zum Leben.

Das machte aus Aperghis "Zeugen" zwar ein anderes Stück, doch gelang auf diese Weise trotzdem ein so amüsantes wie überzeugendes Typentheater. Die unwirkliche Atmosphäre in der Tiefgarage der Hochschule, die suggestiven Masken und eine großartige Leistung der Sängerdarstellerin Frauke Aulbert sorgten für ein besonderes Theatererlebnis.