Um dann auf jeden Fall zuzugreifen: Der Kabarettist Steffen Möller erklärt Polen

Hamburg. Das ist hier kein Kabarett, Leute! Das ist Lebenshilfe - für die Abertausenden Deutschen, die Jahr für Jahr nach Polen auswandern, weil in Polen nun mal die Sonne aufgeht!

Im grauen Anzug steht Auswanderungsberater Steffen Möller auf dem zur Bühne erhobenen Altarraum in St. Nikolai am Klosterstern, das Mikrofon dicht an den Lippen, um der Tücken des Kirchensounds halbwegs Herr zu werden, und vollbringt das Kunststück, Deutsche und Polen gleichzeitig zum Lachen zu bringen.

Möller, Kabarettist und Autor des Buchs "Viva Polonia", kam auf Einladung des Hamburger Zweigs der Dietrich-Bonhoeffer-Studien- und Begegnungsstätte Stettin nach Hamburg. Intelligent und vergnüglich, unter Zuhilfenahme zweier Freiwilliger aus dem Publikum, erteilte er in einer Art Rateshow dem voll besetzten Saal Unterricht in Universalpolnisch für Anfänger: Sprache, Mentalität, Gebräuche. Der Dialog im Speisewagen mit dem Kellner kalkuliert die Berufsmelancholie des Polen mit ein, bei nicht enden wollenden Polonaisen anlässlich nicht enden wollender Hochzeiten bieten sich Pilze als unerschöpfliches Gesprächsthema an, und Bonbons muss man dreimal ablehnen, ehe man zugreifen darf.

Subtil und trickreich wie ein Judokämpfer spielt Möller mit Klischeevorstellungen, und schnell bemerkt man, dass ihn mehr noch als die Liebe zu den Polen oder zu den Deutschen die Liebe zu den Menschen antreibt. Kabarett ohne Zorn, dafür mit Herz.