As I Lay Dying, Atreyu und Job For A Cowboy sorgten für den kontrollierten Ausnahmezustand in der halb gefüllten Großen Freiheit 36.

Hamburg. Ein leises Klingeln hallt noch in den Ohren, der Schweiß ist wieder abgewaschen. As I Lay Dying brauchte in der Großen Freiheit 36 nur eine Stunde, um aus 800 sommerlich gekleideten Musikfreunden mit der Extraschaufel Lautstärke einen tropfnassen Pogo-Mob zu machen. Nicht ganz unschuldig daran waren auch die halbstündigen Auftritte von Atreyu und Job For A Cowboy, den beiden Vorbands.

Das Death-Metal-Geholze von Job For A Cowboy reißt die meisten noch nicht vom Hocker. Atreyu, die Metalcorer mit dem putzigen Namen - die Band hat sich tatsächlich nach der Figur aus Michael Endes Jugendbuch "Die unendliche Geschichte" benannt - werden bereits freundlicher empfangen. Spätestens bei ihrer Coverversion von Bon Jovis "You Give Love A Bad Name" hat man nicht mehr das Gefühl, hier "nur" einem Support zuzuhören.

"Pommesgabeln" und geballte Fäuste recken sich Sänger Tim Lambesis und dem Rest der Band zur Begrüßung entgegen. Das Handzeichen der Metaller (kleiner Finger und Zeigefinger gereckt) ist im Englischen auch als "Teufelshörner" bekannt, was den Christen auf der Bühne vermutlich nicht zusagt. So fordert Lambesis "Raise your fist in the air", was aber auch nicht allzu viel hilft. Das Kommunikationsproblem tut der Stimmung aber keinen Abbruch. Auf der Bühne und im Publikum herrscht Einigkeit, wie man sich zu Doublebass-Stakkato, Gitarrensoli und gutturalem Gesang bewegen sollte: schnell und ausdauernd.

Schon bei "An Ocean Between Us", dem zweiten Titel, surfen die ersten über die Menge. Bei "Within Destruction" fordert Lambesis einen Pogokreisel - und bekommt ihn prompt. Die Auswirkungen einer "Wall Of Death" - man stelle sich zwei aufeinander zustürmende Schlachtreihen à la Braveheart vor - dehnen die Moshpit bis zu den Tresen aus, und auch im ersten Stock fliegen die Haare. Die Anstrengungen der Fans werden mit einer Premiere belohnt: "Anodyne Sea" haben die fünf Amerikaner vorher noch nie live gespielt. Wenn das himmlische Sphärenklänge sind, kann man über den Kircheneintritt noch mal reden.