München. Es ist ein ungewöhnliches Thema für einen Fernsehfilm, der zur besten Sendezeit laufen wird: ein (fiktiver) Auslandseinsatz der Bundeswehr im Kongo. Als "absolut außergewöhnlichen Film" bezeichnet denn auch Produzent Christian Granderath das Drama "Kongo", das gestern auf dem Münchner Filmfest mit dem renommierten Bernd-Burgemeister-Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, dem wichtigsten Preis für TV-Produzenten, der auf dem Münchner Festival vergeben wird..

Im September wechselt Granderath von der Produzentenseite zum NDR, er wird Nachfolger der ehemaligen Fernsehspielchefin Doris Heinze. "Kongo" (zu sehen im Herbst im ZDF) ist eine seiner letzten Arbeiten als Produzent. Eine Arbeit, die für Diskussionsstoff sorgen wird. Der Film zeigt, unter welchem Druck deutsche Soldaten bei einem Auslandseinsatz stehen; wie ohnmächtig und überfordert sie manchen Situationen ausgeliefert sind. Und was es bedeutet, mit traumatischen Erlebnissen alleine zurechtkommen zu müssen. Maria Simon spielt die Hauptrolle: eine Feldjägerin, die den Selbstmord eines Soldaten untersuchen soll. Jörg Schüttauf ist ihr Gegenspieler: ein Hauptmann, der sich schützend vor seine Truppe stellt. Regie führt Peter Keglevic.

Viele Details, die in das Drehbuch von Alexander Adolph eingeflossen sind, beruhen auf den Erfahrungen einer Feldjägerin und eines militärischen Fachberaters, die beide in Afghanistan stationiert waren. Aber einen Film über Afghanistan für den Sendeplatz um 20.15 Uhr? Den hätte er nie finanziert bekommen, glaubt Granderath. Warum gerade dieses Thema? "Die meisten nähern sich mit Hochmut und Klischees der Bundeswehr. Das wollten wir anders machen", sagt der Produzent.

"Kongo" widersetzt sich dem gängigen Anspruch deutscher Fernsehunterhaltung, dass nach 90 Minuten die Welt wieder in Ordnung sein muss. Hier sehen die Zuschauer eine Welt, die aus den Fugen geraten ist. Eine Welt, über die sie sich ihr eigenes Urteil bilden können.

Werden sich in diese Richtung die NDR-Fernsehspiele verschieben? Klar sei, sagt Granderath, dass er weiterhin die Bandbreite bedienen werde, für die er stehe. Sie reicht von Sönke-Wortmann-Unterhaltung bis zu der dramatischen Wucht von "Kongo".