Autor und Regisseur Jan Hinrik Drevs hat die Vorlage für “Hundeleben“ der Realität abgeschaut

Hamburg. Harter Hund trifft knuddeligen Vierbeiner, kann das Vieh aber zunächst nicht ausstehen: Natürlich weiß man, wie das weitergehen wird. Doch das ist nicht der Punkt in diesem Knastfilm von Jan Hinrik Drevs, der mit "Hundeleben" sein Regiedebüt abliefert (zur TV-Premiere bei Arte lief der Film im vorigen Jahr unter dem Titel "Underdogs"). Entscheidend ist die Art und Weise, wie Drevs, der auch das Drehbuch geschrieben hat, seine Geschichte erzählt: als romantisches Drama nämlich.

Drevs hat vor Jahren einen Dokumentarfilm ("Dogsworld") über ein US-Projekt gedreht: Im Rahmen des Resozialisierungsprojekts "Puppies Behind Bars" (Welpen hinter Gittern) durften sich Gefangene um kleine Vierbeiner kümmern. "Hundeleben" überträgt die Geschichte in eine deutsche Justizvollzugsanstalt: Schwerverbrecher sollen Blindenhunde ausbilden; also übernehmen Mörder und Mafiosi die Verantwortung für putzige Welpen. Bloß Mosk, von Thomas Sarbacher mit Ehrfurcht gebietendem Brustkorb und vollem körperlichen Einsatz gespielt, will bei dem Projekt nicht mitmachen. Ausgerechnet er aber wird zwangsverpflichtet: Weigert er sich, darf er nicht an der internen Kraftmeiermeisterschaft teilnehmen. Prompt behandelt er seinen Schützling wie Dreck - bis das schlicht "Hund" gerufene Tier beinahe stirbt.

Natürlich lebt der Film nicht zuletzt vom Gegensatz: hier die ungeheuer authentisch wirkenden Insassen (unter anderem Ingo Naujoks und Thomas Merten), dort die schutzlosen Tiere; und selbstredend schlummert unter den rauen Schalen der Knackis ein weicher Keks. Bloß Mosk bleibt sich treu und wirft seinen Zellengenossen regelmäßig achtkantig aus dem Bett, wenn der Labrador kuscheln will. Für die überzeugend agierenden Hunde war ein Tiertrainer zuständig, aber Drevs führt auch Mosks menschliche Gegenspieler (unter anderem Hark Bohm als Hundeausbilder) ausgezeichnet. Zum Glück hat er außerdem darauf verzichtet, der Leiterin des Gefängnisses (Clelia Sarto) und dem zu Beginn fast soziopathisch wirkenden Häftling eine unglaubwürdige Romanze anzudichten, selbst wenn es ein wenig zwischen den beiden knistert. Als der später "Grappa" getaufte Hund zum Einsatz kommt, hält es den Knacki nicht mehr im Knast.

"Hundeleben" heute 22.45 Uhr ARD