Eine Glosse von Tino Lange

Nach dem WM-Spiel zwischen Deutschland und Ghana war es wieder so weit: Grölend und torkelnd zog eine Meute Fußballfans voll wie die Eimer nachts um zwei durch Barmbek-Süd. Und sang: "Hey! Das geht ab! Wir feiern die ganze Nacht!" Überrascht war ich nicht. Seit einem Jahr hält sich "Das geht ab", ein Partyhit des Berliner Duos Die Atzen, hartnäckig in den Single-Charts, zuletzt auf Platz 23.

Das heißt: Seit einem Jahr vergeht keine Prollparty, kein Junggesellenabschied und kein Feuerwehrfest - und erst recht kein Fanfest - ohne Die Atzen. Zugegeben, der Refrain ist "catchy", wie Popschlaumeier es nennen würden. Aber warum Die Atzen?

Vincente de Teba Költerhoff bildet eine Hälfte des Atzen-Duos. Unter dem Pseudonym Frauenarzt veröffentlichte er in den letzten Jahren derartig viele gewalt- und sexismusverherrlichende Songs, dass die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien kaum noch mit dem "Verboten"-Stempeln hinterherkam. Insofern ist das inhaltlich völlig harmlose "Das geht ab" auch eine Form von Resozialisierung. Schön und gut.

Aber diese Sozialmaßnahme nervt langsam sowohl auf der Reeperbahn nachts um halb eins als auch in Barmbek um zwei. Dann lieber Vuvuzelas. Denn vom Geblöke der Plastiktröten bekommt man immerhin keinen stundenlangen Ohrwurm: "Hey! Das geht ab! Wir feiern die ganze Nacht!"

Oh, Sie haben ihn jetzt auch? Ich ... ääh ... muss weg!