Alexander Pereira, zukünftiger Intendant der Salzburger Festspiele, verrät ein paar Pläne

Hamburg. Zur Verschleierung der eigenen Bedeutung benutzt Alexander Pereira eine durchsichtige, aber sehr unterhaltsame Strategie. Aus der Höhe seiner Erfolge als Intendant der Zürcher Oper seit 1991 und künftiger Intendant der Salzburger Festspiele macht er sich hemmungslos lustig über eigene Misserfolge auf dem Weg dorthin. Die liegen freilich alle in der Vergangenheit, und ob sie sich tatsächlich ereignet haben, darf bezweifelt werden.

"Ich bin unfähig, mich vorzubereiten", gestand Alexander Pereira, 62, am Mittwoch vergnügt den Zuhörern im Überseeclub. Das Thema "Vom Stellenwert der Kunst in unserem Leben" übersprang der Gast nonchalant. Lieber erzählte er über vermeintliche Loser-Jahre als Fremdenverkehrswerber für Österreich, als Hausierer für Rechen- und Reiseschreibmaschinen der Firma Olivetti, die ihn trotz seiner behaupteten Versagerqualitäten bald zum Marketingchef machte, und als notorisch mittelmäßiger Sänger.

Doch dann pries Pereira seine Idee, in DVD-Mitschnitte von 70 Zürcher Opernproduktionen investiert zu haben, die nun überall erhältlich seien. Eine im Zürcher Hauptbahnhof fürs Fernsehen mit 16 Kameras produzierte "Traviata" zählt der Marketingfuchs zu seinen großen Coups. Derlei Event-Kultur sei völlig okay, solange sie Niveau wahre. Wiener Charme vergoss Pereira über die "wunderbare Karriere" seines einstigen Mitarbeiters aus Wiener Konzerthaus-Zeiten, Christoph Lieben-Seutter.

Die Frage, welchen messbaren Effekt Traumeinschaltquoten bei Opernübertragungen im Schweizer Fernsehen auf den realen Opernbesuch haben, beantwortete Pereira mit einem kulturpolitischen Hütchenspiel. 600 000 TV-Zuschauer entsprächen 600 ausverkauften Sälen, das lohne sich doch. Die Gleichsetzung nicht zahlender Free-TV-Zuschauer mit 600 mal 1000 Karten kaufenden Besuchern war eine verblüffende Volte. Pereira muss sie seinen Turnierpferden abgeschaut haben.

Spitze Ohren machten alle, als der Salzburger Intendant in spe erste Pläne für die Festspiele verriet, eines der bedeutendsten Klassik-Festivals der Welt. Sein erstes Amtsjahr 2012 wird eine Aufführung der "Soldaten" von Bernd Alois Zimmermann mit Ingo Metzmacher am Pult erleben. Ab 2013 will Pereira dann jedes Jahr ein Auftragswerk der zeitgenössischen Oper aufführen.

György Kurtág, der große Schweiger, Verknapper musikalischer Gesten und Interpretationskontrollfreak aus Ungarn, komponiert schon für Salzburg 2013 am "Endspiel" von Samuel Beckett. Die Eröffnungsrede soll José Antonio Abreu halten, Begründer des venezolanischen Musikerziehungsprogramms "El Sistema". Pereira hat sich in den Kopf gesetzt, nicht nur das Orquestra Símon Bolívar erneut nach Salzburg zu holen - 2008 hatten die jungen Venezolaner unter Nicolaus Harnoncourt dort debütiert. Der unermüdliche Spenden-, Subventions- und Sponsorengeldeinsammler möchte dann alle an der Salzach zeigen, die bei El Sistema mitwirken - von den Vierjährigen bis zum Orchester. "Das kostet bestimmt zwei oder zweieinhalb Millionen Euro, aber dös is mir wurscht."