Die Dokumentation “Das Orchester von Piazza Vittorio“ ist täglich im “3001“ als OmU zu sehen.

Hamburg. Rassistische Parolen an Häuserwänden sind im Italien von Silvio Berlusconi, Gianfranco Fini und Co. keine Seltenheit, aber auch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Sagte sich der römische Musiker Mario Tronco und beschloss, im Stadtteil Esqulino, der von Menschen aus aller Welt bewohnt wird, ein multi-ethnisches Orchester zu bilden. Ziel war die Verknüpfung ganz unterschiedlicher Musiktraditionen, eine Fusion unterschiedlichster Stile. Ob Tabla-Spieler aus Indien, kubanischer Sänger oder arabischer Oud-Virtuose: Für sie alle ist in diesem Orchester Platz.

In seiner Dokumentation "Das Orchester von Piazza Vittorio" beschreibt Regisseur Agostino Ferrente ausführlich die Entstehungsphase des Orchesters, die Schwierigkeiten ihres Vordenkers, adäquate Musiker zu finden, und Probleme mit den Behörden, beispielsweise, wenn eingewanderte Musiker plötzlich von Abschiebung bedroht sind. So richtig Fahrt nimmt der Film allerdings lange nicht auf. Immer wieder sind Tronco und seine Mitstreiter rauchend bei Diskussionen zu erleben, werden Straßenbegegnungen und Vorspiel-Sequenzen aneinander gereiht.

Die gute Absicht hinter dem Projekt ist unübersehbar, aber das Ergebnis langweilt eher. Jedenfalls bis endlich die Musik einsetzt und die Musiker das tun, was von ihnen erwartet wird: spielen. "Wir machen Musik, die niemandem speziell gehört, sondern allen", sagt Mario Tronco. "Das Orchester ist entstanden, um zusammenzusein und gemeinsam zu musizieren." Ein Erfolgsrezept, wie sich gezeigt hat, denn sein Orchester hat inzwischen zahlreiche internationale Tourneen absolviert und drei CDs herausgebracht. Das aktuelle Projekt: eine freie Adaption von Mozarts "Zauberflöte".

+++-- Das Orchester von Piazza Vittorio Italien 2007, 93 Minuten, o. A., R. Agostino Ferrente, täglich im 3001 (OmU); www.kairosfilm.de