Mamy Rock alias Ruth Flowers ist 72 Jahre alt – und legt als Special Guest heute Abend im Körber-Forum in der Reihe “Alter neu erfinden“ auf.

Hamburg. Das Phänomen Alter geht uns alle an. So weit, so klar. Doch diese banale Erkenntnis ist dann auch schon fast das Einzige, was an diesem gewaltigen Themenkomplex klar ist. Es tut sich eine Schere auf zwischen dem, was einerseits Demografen und Soziologen unermüdlich prophezeien, predigen, fordern, und der Lebenswirklichkeit andererseits.

Die Körber-Stiftung hat dem demografischen Wandel die Reihe "Alter neu erfinden" gewidmet. Heute Abend steigt im Körber-Forum zum Saisonabschluss eine "Art Lounge", die es in sich hat und das Fußballspiel Deutschland - Italien zwanglos mit einbaut: In loser Folge präsentieren Senioren Performances, Spiele und manches andere. Nach dem Abpfiff mündet die Sause in eine echte Sensation. Dann legt nämlich Ruth Flowers aus Bristol auf, besser bekannt als DJ Mamy Rock, die älteste DJane der Welt. Seit ihrem Debüt bei den Filmfestspielen von Cannes feiert die 72-Jährige mit ihrem Mix von Electro, House und Evergreens weltweit Erfolge. Es ist also keine Koketterie, wenn sie zu Protokoll gibt: "Ich würde lieber einen Vertrag mit einer Plattenfirma unterzeichnen, als mich bei einem Altersheim anzumelden!"

Mamy Rocks späte Karriere kommt nicht von ungefähr. Flowers setzt sich unbekümmert über hergebrachte Rollenvorstellungen hinweg und trifft damit einen Nerv. Schließlich wächst mit der durchschnittlichen Lebenserwartung - seit den 50er-Jahren ist sie um 15 Jahre gestiegen - auch die Spanne, in der wir unser Leben bei Kräften und aktiv gestalten können. Was damit anfangen, das ist die große Frage. Es ist sehr zu bezweifeln, ob die größte Erfüllung des Rentnerdaseins darin liegt, dem eigenen Körper und Geldbeutel möglichst viele Flugmeilen und Sonnenstunden abzuringen. Karin Haist, die Leiterin des Bereichs Gesellschaft bei der Körber-Stiftung, spricht von Verantwortung: "Zu Recht fordern die Jüngeren von den Älteren, dass sie ihre Ressourcen für die Gesellschaft zur Verfügung stellen."

In Zukunft würden Unternehmen um die Gruppe der über 50-Jährigen werben, sagt Haist voraus. Das ist allerdings noch eine ziemlich ferne Zukunft. In vielen Branchen ist nach wie vor ein Trend zu immer jüngeren Mitarbeitern zu beobachten. Die sind knackiger - und billiger. Dagegen hat die Körber-Stiftung natürlich kein Patentrezept. Aber man kann ja schon mal anfangen, in die Gegenrichtung zu arbeiten.

Art Lounge zum Saisonabschluss heute, 19.00, Körber-Forum (U Baumwall), Kehrwieder 12. Eintritt frei, Anmeldung erforderlich unter T. 808 19 20; www.alter-neu-erfinden.de