Zehn Bands spielen im Hamburger Park Planten un Blomen zwei Tage lang bei den 17. Jazz Open Hamburg. Der Eintritt zu den Konzerten ist frei.

Musikmuschel. Wenn Menschen in den nördlichen Teil des Hamburger Parks Planten un Blomen strömen, müssen entweder besonders sommerliche Temperaturen zum Besuch der allabendlichen Wasserlichtkonzerte locken. Oder es steht ein besonderes Gratiskonzert im Musikpavillon an. So geschehen vor vier Jahren, als Hamburgs Soulbruder Stefan Gwildis ("Heut ist der Tag") den ersten Teil der "13. Jazz Open Hamburg" mit der NDR-Bigband auf seine unnachahmliche Art beschloss. Auch so kann Jazz daherkommen.

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Besonders laue Sommerabende sind für dieses Wochenende nicht vorhergesagt, doch die 17. Auflage des Festivals verspricht so abwechslungsreich zu werden wie das Hamburger Wetter. Wer und was alles für zeitgenössischen Jazz steht, wollen die Programmmacherinnen Mücke Quinckhardt und Claudia Schober vom Jazzbüro Hamburg zeigen. Diesmal treffen sich Musiker aus drei Generationen und höchst unterschiedliche Jazzrichtungen aus Hamburg und anderen Städten.

Zum ersten Mal bei den "Jazz Open Hamburg" wird am Sonntag (19 Uhr) Ernst-Ludwig Petrowsky spielen. Der gebürtige Güstrower gilt als der "dienstälteste Jazzer der DDR". Im einstigen Arbeiter- und Bauernstaat hatte er die ursprünglich afroamerikanische Musik bereits Mitte der 50er-Jahre für sich entdeckt. Richtig populär wurde Petrowsky, der außer Saxofon noch Klarinette und Flöte beherrscht, dank der Konzerte mit Uschi Brüning. Diese Verbindung hält seit fast 30 Jahren - beruflich und privat. Selbstredend tritt der 78-Jährige, Träger des Deutschen Jazzpreises 1997, auch in Hamburg mit seiner Ehefrau auf. "Uschi Brüning singt, egal vor welchem Publikum, völlig unprätentiös wie um ihr Leben. In jedem Ton geht es um alles, und das Publikum kann sein Glück nicht fassen", hat der westdeutsche Autor und Sänger Wiglaf Droste ihr Wirken einmal gewürdigt.

Zuvor (16.20 Uhr) wird bereits das Modern Jazz Ensemble der Hochschule für Musik und Theater unter der Leitung Holger Nells sein Repertoire von Tadd-Dameron-Charts bis zu Eigenkompositionen zeigen. Das Trio Cnirbs (17.40 Uhr) zählt ebenfalls zu den Aktivposten des (nord-)deutschen Jazz.

Musikalisch noch spannender dürfte es zu Beginn des Sonntagnachmittags werden. "Free Jazz trifft Dixieland", heißt es, wenn Eisenrot und Addi Münster's Old Merry Tale Jazzband (OMTJ) gemeinsam die "Musikmuschel" im Park knacken wollen. Während das Doppeltrio seit einigen Jahren für Avantgarde bekannt ist, stimmt die OMTJ um Posaunist Jost "Addi" Münster schon seit 1956 swingend immer wieder die guten alten Geschichten des Jazz an. "Das Projekt wurde über Jahre angedacht. Und diesmal haben wir gefragt: Wollt ihr oder wollt ihr nicht?", berichtet Jazzbüro-Geschäftsführerin Gabriele Benedix von der Entstehungsgeschichte des Auftritts der unterschiedlichen Hamburger Gruppen.

Ebenfalls in der Hansestadt zu Hause ist Caro Josée. Die Sängerin gehörte zur Hausband der 1986 geschlossenen legendären Eppendorfer Musik-Kneipe Onkel Pö, wurde in einer Titelgeschichte des "Stern" mal zur "Rock Lady" apostrophiert und hat erst im Mai ein neues, vielversprechendes Album auf dem Hamburger Jazz-Label Skip Records herausgebracht. "Turning Point" könnte für die zweifache Mutter in der Tat noch mal zum Wendepunkt werden, gilt die Mischung aus Jazz, Blues und Sinti-Rhythmen für Fans aus ihrer hessischen Heimat doch als ihr bisher bestes Album. Als Höhepunkt soll ihr Auftritt ab 20 Uhr diesen Sonnabend beschließen.

Schon ab 19 Uhr leistet die NDR-Bigband mit Kalle Kalima ihren "Tribute to Quentin Tarantino". Der Sound des Kino-Berserkers ist für den finnischen Gitarristen mehr Inspiration denn Vorbild: "Ich schreibe eher ungewöhnlich für Bigband, verwende die Musiker mehr als Solisten oder in kleinen Gruppierungen", erklärt Kalima seine Vorgehensweise

Zum Auftakt um 15 Uhr wird die Count Pauli Big Band mit ihrem treibenden Beat Spaziergänger anlocken, Björn Lücker's Aquarian Jazz Ensemble (16.20 Uhr) wird Neue Musik bis HardBop spielen sowie Victor & Felice (17.40 Uhr) mithilfe von Vinyl für Großstadtklänge sorgen.

Und wer am Sonntagabend immer noch oder schon wieder neugierig auf Jazz-Variationen ist: Ab 20.20 Uhr überwindet das Hamburger Quartett Jazul beim Finale endgültig die Grenzen. Die Gruppe um Trompeter Ingolf Burkhardt (NDR-Bigband) lässt es mit ihrer aktuellen CD "Inda Kommune" und einem Mix aus Jazz, Funk, Soul und Latin richtig grooven. Als Jazul 2007 das erste Mal in Planten un Blomen spielte, ging die Party richtig lange. Es war auch eine laue Sommernacht ...

17. Jazz Open Hamburg Sa 23.6., So 24.6., jew. ab 15.00 Musikmuschel/Planten un Blomen (S Dammtor/U Messehallen), Tiergartenstr., Eintritt frei; Internet: www.jazzbuero-hamburg.de