Die Kulturklub-Debatte auf Kampnagel thematisierte neue Ideen, die gegen die altbekannten Sparzwänge und Strukturmängel helfen sollen.

Hamburg. "Man möchte hier die Stadt sein, in die Leute zu den Cruise Days kommen", beklagte Matthias von Hartz, noch Leiter des Internationalen Sommerfestivals in dieser Stadt, bald aber bei den Berliner Festspielen. "Weiter von der Kultur entfernt kann man die Verwendung dieser Gelder nicht betreiben", beklagte der langjährige GAL-Kulturexperte Willfried Maier. "Wenn man die Kulturtaxe nicht mit innovativen Formaten verbindet, versickert das nur", beklagte Adrienne Goehler, ehemalige Kuratorin des Berliner Hauptstadtkulturfonds. Was da betrieben werde, sei Etikettenschwindel, beklagte Helmut Sander, derzeit Chef der Stiftung Historische Museen Hamburg. Vier Stimmen, eine Stimmlage.

+++ Neuer Streit um Kulturtaxe +++

Man war sich sehr einig bei der Kulturklub-Debatte, die auf Kampnagel zwei gegenläufige Denkmodelle auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen versuchte - einerseits die neue Kultur- und Tourismustaxe, die allerdings in beide Richtungen ausgegeben werden soll; andererseits eine örtliche Version des Hauptstadtkulturfonds, für den sich Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard seit längerer Zeit stark macht, um mit Hilfe von Expertenjurys Projekte zu fördern.

Mittlerweile hat diese Überlegung, die bislang über den Planspiel-Status nicht herausgekommen ist, auch den griffigen Namen Elbkunstfonds erhalten. Sympathisch scheint die Idee schon jetzt einigen zu sein. Wenn die Signale, die an diesem Abend zu hören waren, nicht komplett täuschten, wird sich die parteilose Kultursenatorin Barbara Kisseler mehr Widerspruch anhören müssen.

Aus dem Debattenpublikum meldete sich Schauspielhaus-Chef Jack Kurfess, demonstrativ erbost, gegen das bisherige Kulturtaxen-Konzept zu Wort: "Uns wurde eine Möhre vor die Nase gehängt, der wir hinterherlaufen sollen." Er sei kurz davor, die Protest-Transparente aus der Stuth-Ära wieder herauszuholen, die Stadt müsse jetzt ihre strukturellen Probleme bei der Kultur lösen. SPD-Kulturexpertin Gabi Dobusch wand sich um eine klare Meinung zum Fonds-Gedanken herum und versicherte, bei der Kulturtaxe würden "die Tourismusleute" nicht entscheiden. Die oppositionelle GAL-Kulturexpertin Christa Goetsch hält das Fonds-Konzept für eine gute Idee, Dietrich Wersich von der CDU griff die Pläne der SPD-Regierung ein weiteres Mal an.

Ob der Kulturbehörde wegen der Kultur- und Tourismustaxe der nächste heiße Herbst nach den Protesten gegen die Sparpläne beim Altonaer Museum und dem Schauspielhaus bevorsteht, ist noch nicht klar. Jetzt ist Sommerpause, Ruhe im Karton also. Danach wird sich zeigen, ob die Erregungskurve der Betroffenen angesichts der Haushalts-Ansagen für 2013 und 2014 wieder steigt. Und ob zum Thema Kultur- und Tourismustaxe und ihre bestmögliche Verwendung das letzte Wort schon gesprochen ist. Die absehbaren Verteilungskämpfe werden jedenfalls grausam sein, orakelte Helmut Sander.