Scheeßel. Wenn Frauen Handtaschen aus Tetrapacks tragen und Männer auch schon mal rosa Katzenshirts, wenn Hüte wie Hähnchen aussehen und Gesichter wie frisch nach dem Kindergeburtstag, wenn die Wiese nah ist und die nächste Dusche fern, dann ist Hurricane-Festival. Ein kleines Stück Freiheit in drangvoller Enge. Drei Tage Energie, Ekstase, Erschöpfung.

Zum 16. Mal hat das Musikfestival in Scheeßel am Freitag seine Pforten unter freiem Himmel geöffnet, rund 100 Bands auf vier Bühnen für 75 000 Fans von Pop und Rock, Hip-Hop und Elektro. Und - ungewöhnlich für dieses norddeutsche Open-Air: Am Sonnenbrillenstand herrschte am Nachmittag reger Andrang. Einige trugen zwar - sicher ist sicher - Gummistiefel zur Shorts. Andere wiederum warfen sich jedoch in voller Montur in ein Planschbecken. Unterdessen spielten die Schweden von Hoffmaestro als eine der ersten Bands unter strahlend blauem Himmel auf. "Als wir angekommen sind, hat's geregnet", sagte der Sänger. "Und seht euch das hier jetzt an!" Jubel von der Menge. Jubel für das Wetter. Jubel für die Musik. Jubel fürs Mittendrinsein. Das Achter-Kollektiv unterlegte die Party mit Klängen von Techno bis Country, von Polka bis Punk. Ganz so, als wären sie vorher über die Campingplätze gelaufen und hätten sich von der Kakophonie der Stile aus den Stereoanlagen inspirieren lassen.

Beim Tanzen saugten sich da auch Fußballtrikots voll Schweiß, Fahnen wehten, "Ohohooos" hallten durch die Luft. Die EM ist nahe, aber am Eichenring ist sie mit Musik getränkt. Zum Beispiel mit dem entspannten Gitarrensound von Bombay Bicycle Club. Zu den Songs der jungen Briten lagen zahlreiche Festivalgänger einfach vor der größten, der grünen Bühne und ruhten sich aus für die kommenden Tage, die mit Acts wie Noel Gallagher, Garbage, New Order, Kettcar und Die Ärzte noch zahlreiche Highlights zu bieten haben.

Und auch die Musiker waren bestens aufgelegt. Bosse zum Beispiel ließ sich backstage noch schnell mit dem Wurstgriller fotografieren, bevor er auf der Bühne lautstark skandierte: "Ich bin froh, dass du da bist". Da zu sein, ganz da, das ist gut.