James Mercer und The Shins spielen am 25. Juni ihre zeitlos schönen Hits

Der junge und informierte Mensch von heute hat einen Rucksack auf mit einem Laptop drin. Den nimmt er auch mit nach New York, wenn er dorthin reist in den Semesterferien. Irgendwoher hat der junge Mensch von heute ja immer Geld, aber so schrecklich viel kostet der Flug in die aufregendste Stadt der Welt ja auch gar nicht mehr. Was der junge Mensch von Welt auf seinem MacBook hat, ist eine ganze Reihe schöner Bilder, die er auf seinen Reisen, Feten und im Alltag geschossen hat. Außerdem die neue Staffel von "Mad Men", die letzten Hausarbeiten und natürlich die komplette Musiksammlung, darunter alle, wirklich alle CDs von den Shins. The Shins ist eine ausgesprochen beliebte Band in studentischen und nachstudentischen Kreisen.

Das liegt daran, dass sensible Schöngeister, die gerade Studenten der Geisteswissenschaften oft sind, den feinen Indiepop der Band aus Albuquerque/New Mexico für den adäquaten Soundtrack des eigenen, von vielen Freiheiten und Freizeiten gekennzeichneten Lebens halten. James Mercer, der Sänger der Shins, hat eine angenehme Stimme, und seine Lieder sind federleicht. Sie tun niemandem weh, ohne dabei zu harmlos zu sein. Das beste Stück der Shins trägt den tollen Titel "Kissing the Lipless" und handelt von seidenweichem Liebeskummer. Mercer ist ein Spezialist, wenn es darum geht, existenzielle Themen in hübsche Kompositionen zu verwandeln. Zuletzt hat er das ja mit seiner zweiten Band Broken Bells getan. Dort arbeitet er mit dem ziemlich angesagten Produzenten und Musiker Danger Mouse zusammen, er heißt eigentlich Brian Burton. Die Hits von Broken Bells sind so luftig, dass man sie an einem warmen Sommerabend gleichsam flirrend über Veranden schallen hört.

Richtig berühmt sind die Shins - ihre Fans kennen diese Geschichte und finden sie mittlerweile überaus langweilig -, richtig berühmt geworden sind sie, weil einer ihrer Songs im ansonsten langweiligen und unerheblichen Film "Garden State" zu hören ist.

Danach waren die Shins in aller Munde. Ihr vorletztes Album "Wincing The Night Away" erreichte Platz zwei der amerikanischen Albumcharts. Das gefiel den Indie-Kids natürlich gar nicht, denn kommerziell erfolgreich sollen ihre Lieblinge ja nicht sein. Die soll ja nicht jeder hören.

So verhält es sich aber mittlerweile. So erfolgreich wie in ihrer Heimat sind The Shins in Europa aber nicht. Früher, in seiner Jugend, hat James Mercer mal in Deutschland und lange in England gelebt: Sein Vater war Soldat. Mercer ist der Kopf hinter der Band; und so ist es eigentlich nicht weiter wichtig, dass ihm eigentlich die ganze Band flötengegangen ist seit der bislang letzten Platte, die ja auch schon vor reichlich fünf Jahren erschien. Das neue Album nun heißt "Port Of Morrow" und wurde schon wieder fleißig im Internet heruntergesaugt von allen Studenten und New-York-Fahrern, am liebsten, na klar, illegal, oft aber auch bei iTunes.

Von James Mercer wissen seine Hörer, dass er mittlerweile in Portland/ Oregon lebt. Portland ist so etwas wie das Berlin der USA: Die Kreativen ballen sich hier, zumal wenn sie Musik machen, weil die Mieten billig sind. Nur

dass es in Portland um einiges ruhiger ist als in Berlin. Und dass Berlin ja gar nicht mehr so hip und angesagt ist.

Mercer jedenfalls passt nach Portland, nach allem, was man von der Stadt mit den vielen guten Bands hört (Modest Mouse, Blitzen Trapper etc. pp.). Mit seiner alten Heimat Albuquerque assoziiert man ja mittlerweile andere Dinge, wenn man wie die jungen und informierten Leute TV-Serien wie "Breaking Bad" sieht, in denen unbescholtene Chemielehrer zu Meth-Brennern und miesen Gangstern werden.

Nein, mit den Shins und ihren Songs haben derlei Dinge rein gar nichts zu tun. Die neuen Songs sind so eingängig (Mercer mag, logisch, die Smiths, die Beatles und die Beach Boys) und zuckersüß wie die alten. Der "Simple Song" ist in Wirklichkeit gar nicht einfach: So leicht schreibt man so einen Hit bestimmt nicht, sonst könnte das ja jeder. Mercer ist anno 2012 immer noch der melodieverliebte Songwriter, der Songs von zeitloser Schönheit schreibt.

Die kann man hören, wenn man mit dem iPod mal wieder in irgendeiner Flughalle sitzt, nicht?

Sollen die anderen doch ihren Neo-Soul hören, Adele und das ganze Gedöns. Oder diesen Kiwanuka oder wie der heißt.

The Shins Mo 25.5., 20.00, Große Freiheit (S Reeperbahn), Große Freiheit 36, Tickets ab 27,- im Vorverkauf; www.theshins.com