Monsun-Theater. Für seine unkonventionellen Zugriffe auf Klassiker ist Regisseur Torsten Diehl bekannt. Nach Goethe oder Shakespeare inszeniert er nun Gotthold Ephraim Lessings Trauerspiel "Emilia Galotti".

Prinz Hettore Gonzaga begehrt Emilia. Dass die Tochter aus gutem Bürgerhause im Begriff ist, den Grafen Appiani zu heiraten, stört ihn wenig. Mithilfe des intriganten Hofschranzen Marinelli lässt der Prinz die Braut entführen. Vom besorgten Vater Odoardo und seiner Ex-Geliebten Orsina verfolgt, versucht Gonzaga in seinem Lustschloss Emilia zu verführen. Sie zieht jedoch den Freitod der Schande vor.

In der heutigen Gesellschaft, frei von feudalen Schranken und sexuellen Zwängen, erscheint den Zeitgenossen diese Geschichte reichlich unglaubwürdig, wenn nicht gar lachhaft. Allerdings gibt es noch Kulturen, in denen es Sitte ist, die Tugend einer Frau mit dem Dolch zu verteidigen oder ihre Entehrung blutig zu rächen. Jedenfalls zieht Diehl seine Konsequenz aus dem lächerlichen Tragödien-Dilemma und wendet den Stoff radikal um zu einer satirischen Zeitgeist-Komödie mit Musik und großem Jungschauspieler-Ensemble. Er macht in seiner Inszenierung des Lessing-Dramas nicht nur aus dem Vertrauten des Prinzen eine Ränke schmiedende Marchesa Marinelli, die es selbst auf ihn abgesehen hat, sondern umgibt den Pascha mit einem weiblichen Hofstaat. Erinnert ziemlich an einen Popstar zwischen ihn anhimmelnden Groupies, der seinen Trieben zügellos freien Lauf lässt.

"Emilia Galotti" Premiere 21.6., 20.00, Monsun-Theater (S Altona), Friedensallee 20, Karten zu 21,60 (Vvk.) und 22,50 (Ak.), weitere Vorstell. 22./ 23.6., 20.00, Karten zu 15,55, erm. 12,80 (Vvk.) u.16,-, erm. 13,50 (Ak.) unter T. 390 31 48; www.monsun-theater.de