Die ARD sendet eine neue Folge über den von Dieter Pfaff gespielten Psychotherapeuten

Hamburg. "Du hast zugenommen", sagt der Jugendfreund zur Begrüßung zu Maximilian Bloch, dem gewichtigen Seelendoktor mit den feinen Antennen für die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen. Stimmt, der Bauch ist nicht zu übersehen, er wölbt sich wie der eines gestrandeten Wals über dem Hosenbund. "Ich brauch meinen Speck, sonst ist mir kalt. In der Seele kalt", hat Bloch einmal gesagt. Von den überflüssigen Kilos einmal abgesehen, hat das Leben es gut gemeint mit dem Psychotherapeuten - besser jedenfalls als mit seinem alten Freund Lorenz Haller, Firmenboss, Ex-Frauendarling und Lagerfeuermusiker, heute geschieden und Vater einer erwachsenen Tochter. Nach einem Schlaganfall leidet er unter Wahrnehmungsstörungen, befiehlt seinen Arbeitern aus einer Laune heraus, die Maschinen mitten am Tag abzustellen, und macht Tochter Jenni (Lisa Maria Potthoff) vor versammelter Mannschaft zur Schnecke.

Der Hamburger Schauspieler Vadim Glowna, der im Januar im Alter von 70 Jahren überraschend starb, spielt in "Bloch - Der Fremde" eine seiner letzten Rollen: einen Mann mit traurigen Hundeaugen, der plötzlich merkt, dass sein Leben längst nicht mehr Rock 'n' Roll ist, sondern eine Partitur in leisen Molltönen. Seltsam nostalgisch kommt der Film von Jörg Tensing (Buch) und Elmar Fischer (Regie) daher; es ist ein Film über alte Zeiten, die rückblickend so leicht wirken, wie sie damals nicht waren.

Dieter Pfaff - der die Rolle des Kommissars "Sperling" leider aufgegeben hat und in diesen Wochen als herzensguter Kiezanwalt in "Der Dicke" im Fernsehen zu sehen ist - und Vadim Glowna heben mit ihrem überzeugenden Spiel den Film über sein bestenfalls mittelmäßiges Niveau heraus. Es ist ein Abtasten, ein Sich-Messen, ein Duell auf Augenhöhe, in dem es um richtige und falsche Lebensentwürfe geht, das die beiden Großschauspieler sich liefern.

Pfaff, der auch in seiner Freizeit gern zur Gitarre greift, darf im Film ein bisschen klimpern, abends nach einem langen Tag, im Kopf die Bilder von früher. Es passt zum melancholischen Sound von "Der Fremde", der vor allem dann traurig gerät, als Tochter Jenni und ihr Vater sich gemeinsam bei Bloch in eine Familientherapie wagen. Weil es einfach traurig ist, wenn ein Vater seiner Tochter das Gefühl gibt, seinen Ansprüchen nicht zu genügen. Bloch und sein Bauch, das ist dagegen eine echte Liebesbeziehung.

"Bloch - Der Fremde", heute, 20.15 Uhr, ARD