James Joyce' opulentes Werk “Ulysses“ gibt es jetzt auch als Hörspielfassung

Hamburg. Macht es eigentlich Spaß, den "Ulysses" zu lesen? Kommt ganz darauf an: Wer von der Lektüre eines Buches wohltemperierte und effektvolle Unterhaltung erwartet, der liest das Riesenwerk des Iren James Joyce nur unter größten Qualen. Weil es keinen Wert auf eine Handlung legt, die spannend oder dramatisch ist. Noch dazu ist es sprachlich äußerst anspruchsvoll. Wer jedoch Literatur auf hohem ästhetischen Niveau mag, der liebt den "Ulysses", das Werk gilt vielen als bester Roman aller Zeiten.

Und wer Joyce' sperrige Hauptarbeit einmal laut gelesen hat, der ist für ihre Schönheit gleich viel empfänglicher. So gesehen ist eine hochliterarische Unternehmung des SWR unbedingt dazu angetan, dem schwierigen Klassiker neue Fans zu gewinnen: "Ulysses" gibt es jetzt erstmals in deutscher Sprache als Hörspielfassung. 20 Stunden dauert sie - das ist dem opulenten Werk von 1922 natürlich angemessen. Zurzeit läuft das Hörspiel im Deutschlandfunk - Kapitel für Kapitel.

Leopold Bloom ist die Hauptfigur in diesem Dublin-Roman; im Mittelpunkt des Geschehens stehen außerdem der Dichter Stephen Dedalus und Blooms Ehefrau Molly. Die Vielsprachigkeit des Romans geht im Hörspiel nicht verloren: Klaus Buhlert, der bereits Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften" und die "Ilias" vertonte, hat den Stoff für das Radio bearbeitet. Dietmar Bär spricht Leopold Bloom, Birgit Minichmayr sein Vollweib Molly, auch Jens Harzer, Corinna Harfouch, Rufus Beck und Anna Thalbach sind in der Koproduktion von SWR und Deutschlandfunk dabei. Insgesamt 270 Tage nahmen Aufnahme, Schnitt, Montage und Mischung in Anspruch. Es hat sich gelohnt: Die mit geschulten Stimmen, akustischen Details und atmosphärischer Musik (Dudelsäcke!) erarbeitete Fassung ist gut geworden.

Das Hörspiel erscheint dieser Tage auch auf CD im Hörverlag. Man muss sie nicht am Stück hören, um den Zauber des "Ulysses" zu spüren. Das Bewältigen des Romans ist schließlich auch eine Angelegenheit von Monaten. In diesem Jahr versucht sich übrigens auch der RBB an dem 2011 gemeinfrei gewordenen Klassiker. Seit April läuft dort täglich eine Hörspielfassung.

Was beweist: Bei den Öffentlich-Rechtlichen wird Wert auf Vielfalt gelegt. Oder, wie Kritiker sagen, sich nicht richtig abgesprochen. Die Konkurrenz der beiden Versionen sehen jedenfalls nicht alle in der ARD gern.

"Ulysses" heute ab 20.10 Uhr im Deutschlandfunk