The Lemonheads spielen am 1. Mai im Uebel & Gefährlich ihr stilbildendes Album “It's A Shame About Ray“, das seinen 30. Geburtstag feiert.

Hamburg. Im Sommer 1992 standen die Zeichen gut für schrammeligen Indierock: Nirvanas zweites Album "Nevermind" und die daraus entstehende Grunge-Welle ebneten den kommerziellen Weg für damals sogenannte alternative Musik. Als die Band The Lemonheads im Juni darauf ihr fünftes Album "It's A Shame About Ray" veröffentlichte, war die Zeit reif für die schon 1986 gegründete Gruppe um Evan Dando. Der Musiker aus Boston besaß zumindest in den 90ern ähnliche ikonische Qualität wie der ebenfalls 1967 geborene Kurt Cobain.

1992 wurde der langhaarige Dando mit dem feinen Gesicht vom "People Magazine" in die Liste der 50 schönsten Menschen gewählt und zierte die Titelblätter vieler Zeitschriften mit Sätzen wie "Ich glaube eigentlich an nichts, außer an das Jetzt". Auch als er offen zu seinem Crack-Konsum stand und sich immer häufiger mit seiner Bassistin, Backgroundsängerin und Muse Juliana Hatfield zeigte und die beiden zu "Ross und Rachel" der alternativen US-90er avancierten, wurde Dando medial beklatscht und zum Posterboy der Generation X.

Doch der Grund, warum "It's A Shame About Ray" ein so essenzielles Album der 90er-Jahre war und nun im Uebel & Gefährlich von The Lemonheads erneut vorgetragen wird, liegt vor allem in der Kraft der Songs der 30-Minuten-Platte. Wahrscheinlich lässt sich auf jedem zweiten Mixtape der 90er auch ein Song der Band finden.

Schon der Eröffnungssong "Rock 'n' Stroll" folgt Dandos Formel des Slacker-Pops: Nicht einmal zwei Minuten dauert das freundliche Gitarrenrumpeln mit der unangestrengten Pop-Stimme. Auch im Titeltrack "It's A Shame About Ray" vereinen sich Punk, College-Rock und "Goofiness" (vielleicht am ehesten als sympathische Tollpatschigkeit zu übersetzen) mit dem Charakter des Folks. Daraus ergibt sich eine geduldige Unaufdringlichkeit jenseits des Belanglosen.

Das bekannteste Stück ist natürlich das Simon&Garfunkel-Cover "Mrs. Robinson", das allerdings erst nachträglich hinzugefügt wurde und den Ruhm der Band immer höher schraubte. Wie es wohl sein würde, wenn Nirvana "Nevermind" noch einmal in voller Länge spielte?

The Lemonheads Di 1.5., 21.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 22,70 im Vvk.; www.thelemonheads.net