Klaus Lemke inszenierte “Berlin für Helden“ als lässig-improvisierten Film, der mit den Darstellern entwickelt wurde – kurzweilig und originell.

Erstaunliche 17 Jahre ist es her, dass der letzte Film von Klaus Lemke im Kino lief. Der hieß programmatisch "Das Flittchen und der Totengräber": Mit der eher unlustigen Komödie hatte sich Lemke selbst ein Grab geschaufelt und sagte dem Kinofilm erst einmal adieu.

Es wäre das traurige Ende einer langen Karriere gewesen, in der sich der Filmemacher - vom Abglanz Hollywoods ("Negresco - eine tödliche Affäre") über verspielte Schwabing-Filme ("Liebe so schön wie Liebe") und einen zeitnahen Film über den Frankfurter Kaufhausbrandstifter-Prozess ("Brandstifter") bis hin zu den bayerischen Komödien mit Cleo Kretschmar ("Amore") - immer wieder neu erfand. Erst als Anfang dieses Jahrtausends handliche digitale Kameras auf den Markt kamen, fand Lemke zu seiner gegenwärtigen Form des Low-Budget-Filmemachens und drehte damit bis jetzt zehn Filme, die allerdings nur nachts im ZDF und auf Festivals zu sehen waren.

Mit seinen 71 Jahren erweist sich Lemke dabei als ein ganz junger Filmemacher, der seine lässig-improvisiert wirkenden Filme aus den Darstellern entwickelt. In "Berlin für Helden" kreuzen sich die Wege von fünf Menschen in der Hauptstadt: Da sind die Lebenskünstler Barotti und Gronkowski, der etwas eitle Schauspieler Andreas und die selbstbewussten Frauen Anna und Saralisa. Henning Gronkowski bewirbt diesmal auf Handzetteln seine Dienste als Transportunternehmer: "Cash und keine Fragen".

Seinem Film hat Lemke den Satz "Denn in dieser Stadt kriegst du nur, was du dir nimmst" vorangestellt, so liegen seine Figuren nicht nur miteinander, sondern auch mit der Stadt selber im Clinch. Das ist ebenso kurzweilig wie originell.

Bewertung: empfehlenswert

"Berlin für Helden" Deutschland 2012, 79 Min., ab 16 Jahren, R: Klaus Lemke, D: Marco Barotti, Anna Anderegg, Andreas Bichler, Hennig Gronkowski, Saralisa Volm, täglich im Abaton, am 26.4., 21.00 in Anwesenheit von Klaus Lemke