Eine arabische Nacht mit allem Pipapo, so hatte Rüdiger Käßner es mir gegenüber angekündigt. Dabei hatte er seinen Pullover etwas hochgezogen und mit seinem nackten weißen Bauch gezuckt. Bauchtanz und Kamele, alles hier in Harburg, hatte er gesagt. Wir schlafen draußen und rauchen Wasserpfeife. Ich hatte nur genickt.

Arabische Nacht, das ließ ihn nicht los. Seit Jahren kenne ich ihn, vielleicht flüchtig, doch es war eines unserer ersten Themen. Einmal hatte er mir ein Foto von sich mit einem Turban gezeigt, dann wieder hatte er sich einen Bart stehen lassen, von dem er behauptete, dieser sei durch und durch arabisch. Es hat Nächte gegeben, in denen er mich anrief. "Arabische Nacht, Alter. Arabische Nacht!", schrie er, während im Hintergrund laut arabische Musik lief. Ich stellte ihn mir bauchtanzend im Garten seines Hauses in der Nähe Wandsbeks vor.

Kam ich dann mit ein paar Freunden vorbei, unterschied sich die Nacht kaum von deutschen Nächten: Wir grillten "arabische Würste", wie Rüdiger sagte, tranken Dosenbier, auf das er Etiketten mit Minaretten geklebt hatte. Dazu sagte er Chramchram. Das sei arabisch und heiße "Zur Titte zur Mitte zum Sack, zack, zack".

Mir war das nie so bewusst, wie sehr Arabien ihn fesselte. Erst jetzt weiß ich Dinge zu deuten. Warum wir Chrüdiger sagen müssen. Die Laken unter seinen Zimmerdecken, die an Beduinenzelte erinnern. Das ausgestopfte Kamel, auf dem wir sitzen und Tee trinken. Die arabischen Katzen. Seine seltsame Kleidung mit den Goldpailletten. Dieses Metallding, an dem wir ständig reiben müssen.

Anfang der 80er gründete Käßner das arabische Telefon, später das arabische Web, die arabische Auslese. Er glaubt, man habe ihn vertauscht. Oft ist er in Arabien und sucht nach Menschen, die aussehen wie er. Vergebens. Nun, am 30. April wird Rüdiger in Harburg seine arabische Nacht zelebrieren. Bitte kommen. Chrüdiger, Chramchram.