Ausrutscher in der Steillage: Der TV-Talker und Nebenerwerbswinzer verkennt den eigenen Riesling

Wenn Günther Jauch über sein Weingut von Othegraven in Kanzem an der Saar plaudert, das er 2010 kaufte, um es in alter Familienlinie zu halten, klingt das für einen Neuling in der Gutsbesitzer-Szene schon ziemlich cool: "Was man im Berg falsch macht, kann man im Keller nicht mehr retten", sagte er "Zeit Online", und "man muss immer quer zum Hang stehen", was meint, dass man in Steillagen sonst schnell abrutscht. Jauch, früher nach eigenen Angaben kein großer Weintrinker, sagt auch schon mal: "Wir haben die Kollegen auf der Zunge", was in unbestimmter Eleganz Überblick andeutet. Und: "Sei nie beleidigt, wenn jemandem dein Wein nicht schmeckt."

Das war klug, denn nun muss er nicht beleidigt sein, weil einem gewissen Günther Jauch der eigene Wein nicht so gefiel. "Das ist aber kein großes Gewächs, sondern geht in Richtung Kabinett oder Spätlese", sagte er zu SWR-Chefredakteur Fritz Frey beim SWR Uni-Talk, als der ihm einen Riesling einschenkte. Und legte locker nach: "Ich weiß ja nicht, was für einen Fusel Sie hier ausschenken." Es war ein Wein jauchscher Produktion. War der Fusel einfach nur ein Jauch-Spruch? Oder leidvolle öffentlich-rechtliche Wein-Erfahrung? Auf Jauchs Kellermeister muss es gewirkt haben wie ein Ausrutscher in der Steillage. Denn von Othegraven zählt zu den Spitzenweingütern; etliche seiner Weinberge sind als "Erste Lage" klassifiziert, zu 100 Prozent Steillagen. Wirklich falsch lag Jauch auch gar nicht, denn ausgeschenkt wurde beim SWR laut Chefredaktion ein "Kanzemer Altenberg Riesling Kabinett", Jahrgang 2010, im Handel für öffentlich-rechtlich vertretbare 13 Euro - tatsächlich kein "Großes Gewächs", also keiner der trockenen Top-Rieslinge des Hauses.

In den Steillagen verdeckter Weinproben sind schon schlimmere Ausrutscher passiert. Jauch könnte höchstens eine weitere Weinregel beherzigen: "Frotzele nie über Wein, von dem du nicht weißt, wo er herkommt." Wenn er dann noch schön quer zum Hang steht, kann eigentlich nichts mehr passieren.