Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter stellt Programm der kommenden Saison vor

Hamburg. Weil das Leben im Allgemeinen und die Elbphilharmonie im Besonderen eine ewige Baustelle sind, lässt sich das Flair des Zukünftigen wohl am besten ebenfalls auf einer Baustelle vermitteln. Dachten die Dramaturgen der Elbphilharmonie-Konzerte - und luden die Öffentlichkeit zur Vorstellung der kommenden Saison gestern Vormittag in den Rohbau der Sansibar an den Marco-Polo-Terrassen.

Bei schneidender Fußkälte im ungeheizten Raum mit der Prachtaussicht auf Wasser und Boote konnte sich Kultursenatorin Barbara Kisseler in ihrem Grußwort neben lobenden Worten über den ungeachtet seiner Problembaustelle engelsgeduldig im Amt ausharrenden Generalintendanten Christoph Lieben-Seutter einen kleinen Stilettotritt ans Schienbein der Baufirma Hochtief nicht verkneifen. Prophezeite sie der Sansibar doch immerhin eine termingerechte Fertigstellung: "Sie wird ja nicht von Hochtief gebaut."

Lieben-Seutter, seit fünf Jahren in Hamburg und womöglich noch mal so lang der König Ohneland des Hamburger Musiklebens, bringt zur Saisoneröffnung am 21. September das Lucerne Festival Orchestra unter Claudio Abbado mit der Pianistin Maria Joao Pires nach Hamburg. Der Luxusliner unter den Orchestern sollte schon im Oktober 2010 zur Eröffnung der Elbphilharmonie spielen, nun macht er in der Laeiszhalle fest.

In der Reihe Nordic Concerts gastieren 2013 auch das Orchestra dell'Accademia Nazionale di Santa Cecilia und das Philharmonia Orchestra London unter Chefdirigent Esa-Pekka Salonen, beide mit ausgefallenen Programmen - Henze, Varèse, Strawinsky.

Der britische Tenor Ian Bostridge ist Artist in residence und bringt eine Fülle ausgefallener Vokalwerke mit, die alle von Benjamin Britten komponiert wurden oder in Beziehung zu dessen Musik gesetzt werden. Startenor Jonas Kauffmann eröffnet die Reihe der Liederabende, an denen außerdem Florian Boesch, Anna Prohaska und eben Bostridge erwartet werden. Erste Ausblicke auf das Festival "Lux aeterna" mit geistlicher Musik im Februar: Ein Ensemble um Jordi Savall führt Monteverdis Marienvesper auf, Asif Ali Khan aus Pakistan singt Qawwali, und Ton Koopman bringt mit dem Amsterdam Baroque Orchestra & Choir einen Telemann zur reichlich postumen Uraufführung: "Zwei Lamentationes für einen Hamburger Bürgermeister".

Bis zur Fertigstellung des Hauses, für die der Name der Konzerte bürgt, weicht Lieben-Seutter notgedrungen weiterhin auf andere Spielstätten aus. "Sie sehen, wir kommen ganz gut ohne Elbphilharmonie zurecht", sagte er, hintersinnig balancierend zwischen Galgenhumor und Prophetie.