Veronica Ferres gibt in dem ZDF-Film “Mein eigen Fleisch und Blut“ wieder die leidende Mutter. In dem Drama geht es um pralle Lebenswendungen.

Hamburg. Franziska wird 40, am Abend soll groß gefeiert werden. Franziska ist eine Geschäftsfrau und arbeitet als Direktionsassistentin in einem Pharmakonzern. Im figurbetonten Outfit sitzt sie in einem Büro über den Dächern der Stadt und bastelt höchst erfolgreich an ihrer Laufbahn: Da kommt doch prompt der Chef herein und verkündet ihr den nächsten Karrieresprung. Sie soll die Fusion mit einem anderen Unternehmen managen.

Was Franziska aber nicht macht. Franziska hat nämlich ganz plötzlich anderes zu tun. Weil ihr Lebensgefährte unerwartet von einem dringenden Kinderwunsch beseelt ist, erinnert sich die stramme Karrieristin, dass da doch mal etwas war - hat sie nicht selbst einmal ein Kind zur Welt gebracht? Im zarten Alter von 15 Jahren? Hat sie, aber durch Verdrängung und hemmungslose Arbeiterei geriet das frühe Trauma in Vergessenheit. Mit einem Mal ist die Vergangenheit Gegenwart. Franziska, dargestellt von Veronica Ferres, fährt in die bayerische Provinz, an den Ort ihrer dramatischen Jugend. Sie will ihren Sohn kennenlernen. Das tut sie dann auch, allerdings ist der so ganz anders, als Mutter sich das wünscht: "Mein eigen Fleisch und Blut", so der Titel dieses vom ZDF produzierten Fernsehfilms, ist ein Junkie, der sein Leben gerade so richtig schön vermurkst. Der junge Oliver (Kostja Ullmann) reagiert nicht sonderlich überrascht, als seine leibliche Mutter plötzlich vor ihm steht, und froh ist er auch nicht. Er ist fürchterlich drauf, weil er sich konsequent dichtballert. Franziska entdeckt ihr verschüttetes Mutter-Ich, sie will das Leben des Sohnes retten. Dabei soll ihr die Jugendliebe von einst, Olivers Vater Thorsten, helfen.

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Wie das geht? Indem man gemeinsam am Bett des kalt entziehenden Jünglings wacht und bei der Gelegenheit auch gleich miteinander schläft. Ja, das passiert wirklich! Überhaupt passiert viel in diesem 90 Minuten langen Film, der doch recht straff getaktet ist. Da ist zum Beispiel auch der ehemals fiese, aber jetzt geläuterte Vater Franziskas, der soff, seine Tochter schlug und sie angelegentlich der Teenagerschwangerschaft als Luder beschimpfte; er wird nach der Rückkehr der Tochter vom schlechten Gewissen gebeutelt: Schließlich musste Franziska wegen seiner rigiden Moralvorstellungen das Kind zur Adoption freigeben.

Vom Seil, mit dem sich der alte Mann das Leben nehmen will, schneiden sie ihn noch rechtzeitig los. Franziskas Bruder ist übrigens schwul, wie sie bei ihrer Heimkehr feststellt. In diesem Film geht es um das pralle Leben, mit all seinen wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Wendungen.

"Mein eigen Fleisch und Blut" sollte wohl eine Art Familiendrama darstellen, das vom einstmals "gefallenen Töchterchen des Apothekers" (O-Ton Ferres) erzählt und der tapferen Reise in die Untiefen der eigenen Vita. Geworden ist das Werk einer der schlechtesten Fernsehfilme seit Langem, nämlich ein ungenießbares, in jederlei Hinsicht überfrachtetes Rührstück, das aufgrund einer XXL-Portion Kitsch und Abgeschmacktheit völlig aus dem Leim geht. In dieser Geschichte wird aufdringlich und oberflächlich eine Familienkrise behauptet, sie packt einen nie.

Das Drehbuch lässt kein Klischee aus und nimmt sich überhaupt keine Zeit, die inneren Konflikte der Figuren darzustellen. Kein Wunder, dass die Leistung der an sich schon mediokren Schauspielerin Ferres neue Tiefpunkte markiert. Selten durfte man in jüngerer Vergangenheit eine Frau beobachten, die so unglaubwürdig in der Kulisse herumsteht. "Ich war mir anscheinend nicht wichtig genug", sagt sie zu ihrem Ex-Freund auf die Frage, warum sie nie etwas von ihrer frühen Schwangerschaft erzählt habe. Die Dialoge: Auch sie sind ganz, ganz furchtbar platt.

"Mein eigen Fleisch und Blut" heute, 20.15, ZDF