Berlin oder die Speicherstadt - wer bekommt das Lebenswerk des Ausnahmekünstlers?

Hamburg. Warum diese Ausstellung so ein Erfolg ist, das weiß man spätestens, wenn man sie zusammen mit dem Künstler besucht. Es liegt einfach an ihm. Jeden Museumswärter, jede Museumswärterin umarmt er auf dem Weg von der Garderobe bis in den ersten Stock, "wo warst du denn so lange?", fragen sie, und Udo sagt: "Wir war'n so'n bisschen auf Tour, ne?" Kurze Pause. Dann: "Ich hab euch vermisst."

Fast 60 000 Besucher haben die große Udo-Schau im Museum für Kunst und Gewerbe seit der Eröffnung Ende Dezember gesehen - eine beachtliche Zahl. Es scheint ein weiteres Udo-Jahr zu werden. Lindenbergs MTV-Unplugged-Album hält sich seit Herbst 2011 in den Charts. Die Deutschland-Tour im März war komplett ausverkauft, gekrönt wurde sie mit zwei Echos, den wichtigsten Musikpreisen in Deutschland. Lindenberg hat die beiden Trophäen dabei, er stellt sie im MKG zu den anderen. Bis zum 1. Juli ist die Ausstellung verlängert worden, es ist bereits der zweite Aufschub. Das kann natürlich nicht ewig so weitergehen. Und so langsam stellt sich die Frage, was aus dem Lebenswerk wird, das hier so viele Menschen anlockt.

Udo Lindenberg und sein enger Freund Manfred Besser haben eine klare Vorstellung davon. Sie möchten, dass Lindenbergs Lebenswerk in Hamburg bewahrt wird, in einem Gebäude der Speicherstadt. "Stage Entertainment hält die Räume seit zwei Jahren für uns frei", sagt Manfred Besser. "Die würden ihre Büros so einrichten, dass wir 1000 Quadratmeter Platz bekämen." Dort hätten all die Exponate Platz, die derzeit im MKG stehen, wobei das nur der Anfang wäre. "Wir nennen es Panik City. Das ist weit mehr als ein Museum. Es soll Probebühnen geben und Tonstudios, eine richtige Akademie. Ich will jungen Bands die Chance geben, sich auszuprobieren." Und sie am Weggang nach Berlin zu hindern Konzerte sollen hier stattfinden, Workshops und Poetry Slams. Selbstverständlich wird es auch eine Bar in Panik City geben, "mit großzügigen Öffnungszeiten".

Panik City ist Udo Lindenberg ein Anliegen, das merkt man schnell. Deshalb ist er auch mit Bürgermeister Olaf Scholz und Kultursenatorin Barbara Kisseler durch die Ausstellung gegangen - und hat ihnen dabei von seinen Plänen erzählt. Die sind ja nicht neu. Seit Jahren versucht Lindenberg, Hamburg von der Bedeutung eines Udo-Museums zu überzeugen, in Berlin stößt er damit auf offene Ohren. Dort haben fast eine halbe Million Menschen das Udo-Musical besucht. Berlin weiß um den Publikumsmagneten Lindenberg.

Nun ist also Hamburg am Zug. Weil die Stadt Besitzerin der Gebäude in der Speicherstadt ist, muss sie dem Umbau zustimmen. "Über das Panik-City-Konzept laufen derzeit Gespräche, denen ich nicht vorgreifen möchte", sagt Barbara Kisseler. "Die aktuelle Ausstellung im MKG zeigt jedoch, dass die Stadt Udo Lindenberg sehr zugeneigt ist und wir uns einen positiven Ausgang der Gespräche erhoffen."

Udo, die Ausstellung Verlängert bis 1. Juli im Museum für Kunst und Gewerbe