Wenn ich erkläre, dass ich und meine Familie gläubige Hasekrishten sind, so sorgt das meist für Erschrecken, glaubt man doch, wir seien eine Sekte, wenn nicht sogar Fanatiker. Was, unter uns Pastorentöchtern, schon stimmt. Aber wir sind sympathisch dabei.

Der Hasekrishmus ist etwas, das mein Vater von einer seiner Reisen mitbrachte. Mein Vater reiste viel und gerne, selten weit. Oft verbrachte er diese Urlaube im Wald und kam dann mit neuem Gedankengut wieder oder einer Moosdiät oder einem Bärendiaphragma. Und eben aus dem Wald stammt auch unser neuer Glaube, dem wir uns anzuschließen hatten.

Es gab ein kleines Regelwerk, das Vater uns präsentierte. Ein Notizbuch, darin Gebote. Zuallererst hatten wir die Haare so wie Vater zu tragen, diese Art Miniplikolosseum. Am Wochenende mussten wir nun auch in den Wald, herumliegen, grillen, baden und beten. Gebot vier hieß einfach nur Bier. Vater sagte, es sei auslegbar, doch Bier scheine eine Art heiliges Getränk zu sein.

Ohnehin schien der ganze Glaube eine Abwandlung des Christentums zu sein. Die Grundgerüste waren beibehalten und nur etwas abgewandelt worden. So gab es auch Weihnachten, nur dass es ein riesiger Hase war, der an diesem Tag geboren worden sein soll, ein Jahr vor Jesus.

Der heilige Hase, er sei ihm erschienen, sagte Vater, er habe im Wald rumgelegen, eins mit dem Moos, und habe seinen Leib von innen mit Dosenbier erleuchtet, als ihm auf einmal dieser Hase erschienen sei und ihm bedeutet habe, auf einen Berg zu gehen, um dort mal eben ein paar Dinge aufzuschreiben. Dann sei er ihm gefolgt und habe ihm Erstaunliches diktiert. Schüttelreime, Aphorismen, Gedichte über Israel. Leider habe er alles auf dem Pfad der Erkenntnis verloren. Geblieben sei nur dieses kleine Buch.

So kam der Glaube zu uns. Aber es scheint noch mehr von uns zu geben. Denn am 24.4. zeigt das Abaton den Film "Heiligabend mit Hase".