Die Komödie “Sohnemänner“ ist mit etwas zu ruhiger Hand erzählt. Oft weiß man nicht, wo die Komödie aufhört und das Drama anfängt.

Was geschieht, wenn das weibliche Oberhaupt der Familie pflegebedürftig wird? Wer kümmert sich? Aus welchen Motiven? Und kann die Verwandtschaft ihre ständigen Grabenkämpfe beiseitelegen für das Wohl des geliebten Menschen?

Um derlei Fragen kreist die Mehr-Generationen-Geschichte "Sohnemänner". Hanseatin Hilde (Renate Delfs) lebt in einem Hamburger Seniorenheim, wo sie mehr schlecht als recht betreut wird. Enkel Uwe (Marc Zwinz) entführt sie in sein idyllisches Haus im Schwarzwald, wo er gemeinsam mit seinem Freund Johann (Bernhard Schütz) wohnt, um sich in einem Leben aus Lyrik, Liebe und Genuss zu versuchen. Ein heftiger Kontrast zu Uwes einfach gestricktem Vater Edgar (sehr gut: Peter Franke), der sich in Hamburg mit Gelegenheitsjobs durchschlägt. Dieser reist Hilde kurzerhand in den Süden hinterher. Und zwischen Sohn und Enkel entbrennt ein Wettkampf um Pflege - und Zuneigung - der alten Dame.

Regisseur und Autor Ingo Haeb hat sich mit Drehbüchern wie "Am Tag als Bobby Ewing starb" und "Der Schimmelreiter" bereits als lakonischer Humorist empfohlen. Und vor allem die Situationen in "Sohnemänner", in denen Lebenswelten und verhärtete Vorurteile im Dialog - oder auch ganz handfest - aufeinanderprallen, bergen gute Lacher. Zudem versteht er es, seine Charaktere komplex zu zeichnen. So steckt in Feingeist Uwe durchaus auch eine derbe Note. Und Prolet Edgar zeigt sanfte Züge.

Oft weiß der Betrachter in "Sohnemänner" nicht, wo die Komödie aufhört und das Drama anfängt. Nicht das Schlechteste. Aber Haeb erzählt mitunter mit etwas zu ruhiger Hand. Zwar schaut man gerne zu, wie die Familienmitglieder in ihren Mustern gefangen sind und diese dann langsam aufbrechen. Doch dröger Witz birgt eben auch immer die Gefahr, dass die Figuren ein wenig zu saftlos bleiben.

Bewertung: annehmbar

"Sohnemänner" Deutschland 2011, 103 Minuten, ab 6 Jahren, R: Ingo Haeb, D: Peter Franke, Marc Zwinz, Renate Delfs, Bernhard Schütz, am 19.4. im Abaton (mit Gästen), Koralle; weitere Infos im Internet unter: www.sohnemaenner.de