Gepflegt langweiliges Drama: “Haus der Sünde“: So ganz wird nicht klar, was Regisseur und Drehbuchautor Bertrand Bonello sagen will.

Ein Luxusbordell im Paris der Belle Epoque. Zwölf junge Frauen arbeiten hier im Apollonide, und das bedeutet zunächst einmal: sich waschen, schminken, anziehen, warten, reden. Am späten Abend kommen dann die Männer, um ihre sexuellen Fantasien auszuleben oder einfach nur bei einem Getränk ihrer Einsamkeit zu entfliehen.

Regisseur und Drehbuchautor Bertrand Bonello blickt fast schon dokumentarisch in das "Haus der Sünde", er hat die Zeit um 1900 detailfreudig rekonstruiert. Dekors, Kostüme - ja, so könnte das Fin-de-siècle ausgesehen haben, doch der Gepflegtheit der Inszenierung haftet auch etwas Langweiliges an. Dabei geht es Bonello nicht nur um die Dienstleistungen der Huren, sondern auch um ihre Abhängigkeitsverhältnisse. Die meisten haben bei Madame Marie-France (Noémie Lvosky) Schulden und können das Bordell nicht einfach so verlassen. Doch vielleicht werden sie ja geheiratet ... So etwas wie eine Handlung kommt in Gang, als sich die 15-jährige Pauline (Iliana Zabeth) bei Madame bewirbt und nun in die Geheimnisse ihrer Arbeit, von Sauberkeit bis zu Sexpraktiken, eingeführt wird.

So ganz wird nicht klar, was Bonello sagen will. Sein Blick durchs Schlüsselloch bringt keine neuen Erkenntnisse, der Einbruch blutiger Gewalt, die sich in ständig wiederholenden Bildern eines messerwetzenden Freiers wie ein Leitfaden durch den Film zieht und die Verachtung der Männer beweisen soll, wirkt seltsam deplatziert. Damit nicht genug: Fetzige R&B-Songs stellen - in einem aufgesetzt wirkenden Kontrast - den Bezug zu heute her, einmal ist sogar "Nights in White Satin" zu hören, und am Schluss findet sich eine der zwölf Huren auf dem Straßenstrich des heutigen Paris wieder. Der Abgesang auf eine Ära wandelt sich zum Brückenschlag zur Moderne, in der die Prostitution für jeden sichtbar ist.

Bewertung: annehmbar

"Haus der Sünde" F 2011, 122 Min., ab 16 J., R: Bertrand Bonello, D: Noémie Lvosky, Iliana Zabeth, Hafsia Herzi, Jasmine Trinca, Céline Sallette, im Studio-Kino; www.hausdersuende-derfilm.de