Die australische Krimi-Serie “East West 101“ ist spannend und ab Donnerstag auf Arte zu sehen – und handelt nicht nur von Kriminalfällen.

Hamburg. Schon wieder eine neue Krimi-Serie? Warum nicht, wenn sie das Format von "East West 101" hat. Die in Sydney spielende Reihe handelt nicht nur von Kriminalfällen - das tut sie in jeder Folge auch -, sondern sie widmet ihren Charakteren viel Aufmerksamkeit, stellt Familien- und Kollegenszenen, Alltagsprobleme und moderne Herausforderungen ins Zentrum. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt jeder der sechs Storys. Da geht es nicht nur um Gut und Böse. "Ost West Einmaleins" könnte man die Serie übersetzen, die schon vor Jahren in Australien anlief, aber heute noch genauso stimmt. Es geht vor allem darum, wie man in unserer disparaten Multikulti-Gesellschaft glücklich werden kann, wie man Charakterstärke zeigt und warum einfache Antworten nicht mehr funktionieren.

Welchen Einfluss auf das persönliche Verhalten haben Vorurteile, Religion und politische Zustände in einer vielfältigen Gesellschaft? Diese Frage stellt man sich nicht nur in Deutschland, die australische Krimi-Serie macht sie zum Mittelpunkt ihrer Geschichten über Mord, Drogenhandel und verdeckte Ermittlungen im Detektivmilieu. Die Fälle werden "aggressiv" erzählt, temporeich, ganz im Sinne einer Großstadtatmosphäre und gelegentlich mit einer Handkamera gefilmt. Detektiv Zane Malik, der beim Dezernat für Schwerverbrechen arbeitet, ist Moslem. Er hört von seinem weißen Kollegen Ray Crowley Sätze wie: "Entweder du bist Polizist oder du bist Moslem." Doch Crowley hat seine eigenen Probleme. In Folge zwei sterben mehrere Drogensüchtige, darunter auch Crowleys Sohn Paul. So wie Malik vermittelt, wenn es um Verdächtige im arabischen Milieu geht, so wie er immer das Richtige tun will, aber nicht immer die richtigen Mittel anwendet, so taucht Crowley ein ins Drogenmilieu, um den Schuldigen am Tod seines Sohnes zu finden.

Nein, sympathisch sind sie nicht alle, die Kollegen aus dem Dezernat. Bei Chefin Right weiß man nie so ganz, woran man ist, Crowley wirkt, als habe er innigen Kontakt zu Psychopathen. Einmal versucht er sich sogar das Leben zu nehmen. Und Kollege Sonny, ein freundlicher Mann von den pazifischen Inseln, muss für seine Liebenswürdigkeit auch manchen Verlust einstecken.

Nur Malik, dessen Geschichte von seiner Kindheit her erklärt wird, als er Zeuge eines Raubüberfalls auf das Geschäft seines Vaters wurde, kehrt stets heim zu einer liebenden Frau mit Kopftuch, seiner viel moderneren, aber klagenden Mutter und seinem allmählich dement werdenden Vater. Ein krasser Kontrast sind die in warmen Farben gehaltenen, ruhigen Privatszenen gegenüber der Unübersichtlichkeit und Großstadthektik des Polizeialltags.

In der ersten Folge geht es um einen Polizistenmord und Fahndungen in der muslimischen Gemeinde. Die zweite Folge dreht sich um Aborigines und die Drogenszene. In Folge drei werden zwei libanesische Brüder erschossen. Immer bekommt Malik Gelegenheit über seine Zugehörigkeit in der Welt nachzudenken. Dabei geht es nie um politisch korrekte Antworten. Die Serie zeigt sensibel und voller Spannung, wie schwierig es ist, seine Identität festzumachen und zu behalten.

Mit Hauptdarsteller Don Hany, ein Patrick-Dempsey-Typ mit irakischem Vater, ungarischer Mutter und Schulzeit in Holland, hat man genau den richtigen bodenständigen, knuffigen Typen besetzt. Harter Kerl mit weicher Seele. "East West 101" wurde mehrfach prämiert. Arte zeigt die Serie in drei Doppelfolgen jeweils donnerstags.

"East West 101" heute, Arte, 20.15 Uhr