Hamburger Abendblatt: Wann haben Sie zum ersten Mal von Struensee gehört?

Nikolaj Arcel: In der Schule, so ungefähr mit elf Jahren. Mein Geschichtslehrer war von der ganzen Epoche begeistert und hat uns die Geschichte jedes Jahr wieder erzählt.

Sieht man den Mann aus Altona in Dänemark heute eher als schurkischen Ehebrecher oder Helden der Aufklärung?

Arcel: Für uns ist er ein Held der Aufklärung. Die Historiker streiten sich natürlich. Aber das ist ja bei fast jedem größeren Thema so. Denken Sie nur an die kontroversen Reaktionen auf Sofia Coppolas "Marie Antoinette" in Frankreich! Man trifft immer auf Leute, die ihre ganz eigene Vorstellung von der Vergangenheit haben. Aber wir hatten Glück, weil drei der bekanntesten Struensee-Historiker sich für den Film aussprachen. Unsere Version ist zwar etwas romantisiert, aber darüber gab es bei uns keine große Debatte.

Wie wichtig war es, dass Sie Mads Mikkelsen für die Hauptrolle gewinnen konnten?

Arcel: Sehr wichtig. Wir mussten zwei Jahre warten, bis wir den Film finanziert hatten. Mads war der Einzige in Dänemark, der diese Rolle spielen konnte. Nachdem er zugesagt hatte, funktionierten auch viele andere Dinge. Er hat irgendetwas an sich, was die Geldgeber glücklich macht. Er hat zuletzt doch nur Schurken in internationalen Produktionen gespielt. Hier ist er ein Arzt und der Held.

Ihr Film ist im Berlinale-Wettbewerb gelaufen und dort ausgezeichnet worden. Was hat Ihnen das Festival gebracht?

Arcel: Es war eine großartige Erfahrung und wunderschön, als wir die Silbernen Bären gewannen. Aber mir wurde klar, dass ich von jetzt an nicht nur von meinem eigenen Land, sondern von 67 Ländern beobachtet werde. Mikkel Følsgaard, der König Christian spielt, ist der einzige dänische Schauspieler, der je einen Bären gewonnen hat. Ich bin sehr stolz auf ihn.