Große Ehrung: Die Hamburger Opernstiftung zeichnete drei künstlerisch herausragende Mitglieder von Oper, Ballett und Orchester aus.

Hamburg. Ein bisschen Theater muss sein, wenigstens für den Fotografen. Schließlich wird der Preis, den die drei jungen Leute auf dem roten Ledersofa rechts im Bild zugesprochen bekamen, von der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper verliehen, und wo Oper draufsteht, da gehört Drama dazu. Und eine Dreiecksgeschichte im höheren Sinn ist es ja doch, die die Opernstiftung seit 1966 alljährlich unter jungen Spitzenleuten der drei Sparten Oper, Ballett und Orchester an der Dammtorstraße anzettelt.

Neben der Ehre und einem üppigen Blumenstrauß bekamen diesmal die Sängerin Katerina Tretyakova, der Tänzer Kiran West und der Englischhornspieler Ralph van Daal den Scheck über je 8000 Euro und die Urkunde. Die Auszeichnung wird zeitgleich und vom selben Kuratorium verliehen, doch trägt sie zwei verschiedene Namen; der Dr.-Wilhelm-Oberdörffer-Preis geht an Künstler auf der Bühne, der Eduard-Söring-Preis an einen Musiker im Graben.

Die russische Sopranistin Katerina Tretyakova, in Litauen und am Mozarteum Salzburg ausgebildet und 2010 nach ihrer Lehrzeit im Internationalen Opernstudio Hamburg vom Fleck weg ins Ensemble engagiert, freut sich über den Preis fast wie jemand, dessen rastloses, stets dem Wohle des Ganzen dienendes Wühlen im Verborgenen nun überraschenderweise auch mal höheren Orts registriert wird. Dabei zählt die stimmlich unfehlbare und darstellerisch überzeugende junge Frau wohl zu den beliebtesten Hausgewächsen der Staatsoper seit Maite Beaumont. Ob es sechs oder sieben neue Rollen sind, die sie sich allein in dieser Spielzeit raufgeschafft hat, weiß die Sängerin mit den schönen braunen Kulleraugen selbst nicht so genau. Ob Gretel, Gilda, Rheintochter Woglinde oder Musette in "La Bohème": Wenn Katerina Tretyakova singt - stets im munteren, für die empfindliche Stimme indes nicht unproblematischen Wechsel zwischen italienischem und deutschem Fach -, steigt zuverlässig und spürbar der Zuneigungskoeffizient im Saal.

Wäre es nicht der vielen hübschen Mädchen wegen gewesen, die sich im Ballettsaal tummelten, dann hätte Kiran West, Jahrgang 1984, vermutlich dem Jazz- und Stepptanz die Treue gehalten und sich die Exerzitien der Pliés und Battements geschenkt. Doch die Eltern machten dem Zwölfjährigen die Sommerschule des National Ballet of Canada schmackhaft, und von da an wandelte sich seine ursprüngliche Abneigung gegen das Ballett zu einer Amour fou. Wests Talent war Hamburgs Ballettchef John Neumeier schon vor zwölf Jahren aufgefallen. Er holte ihn an seine Schule, konnte ihm aber nach dem Abschluss keine Stelle in seiner Compagnie anbieten. 2005 kam Kiran West zurück, und seit seiner Beförderung zum Solisten 2010 hat auch er Rollen im Akkord gelernt: "Neun oder zehn waren es, aber am tollsten ist die des Matrosen in 'Liliom', die erste, die John speziell für mich kreiert hat. Das tausche ich gegen nichts auf der Welt."

Wie überirdisch schön ein Englischhorn geblasen werden kann, erleben Operngänger und Besucher der Philharmoniker-Konzerte, wenn Ralph van Daal Dienst hat. Obschon erst seit einer Saison fest im Orchester, habe sich der holländische Kollege nicht nur durch seine ungewöhnlich hohe Musikalität, sondern auch durch seinen Teamgeist dort unentbehrlich gemacht, rühmte Simone Young bei der Preisvergabe. Der Geehrte kauft vom Preisgeld ganz pragmatisch ein neues Instrument. Frau Tretyakova will davon einen Italienischkursus am Meer bezahlen, der Tänzer spart auf ein Haus.