Hamburg. Erst möchte man gar nicht reingehen, dann gar nicht wieder raus. Am frühen Dienstagabend vor dem Docks ist es idyllisch: Auf dem Spielbudenplatz stehen eine Menge Liegestühle und Barhütten herum, das Wetter ist - bei richtiger Kleidung - einladend. Und die Musik der obskuren Vorband, die von Kraftklub vermutlich aus freundschaftlicher Verbundenheit mitgeschleppt worden ist, so belanglos, dass man lieber noch ein wenig den Sonnenuntergang genießt, statt sich in den ausverkauften Klub zu drängen.

Hat man sich dann aber doch aufgerafft, wird man für die heroische Tat mit knapp 90 Minuten Vollgaskonzert belohnt. Von "Ritalin/Medikinet" bis "Scheißindiedisco", vom ersten bis zum letzten Song also, gönnen sich die Jungs auf der Bühne genauso wenig eine Pause wie die Jungs und Mädchen davor. Sänger Felix hüpft über die Bühne, spritzt mit Wasser umher - "Das iPhone würde ich jetzt wegpacken" - und hinterlässt genau wie die vier anderen Chaoten die ganze Zeit den Eindruck, man habe ein Kind vor sich, das über Nacht im Bonbonladen eingesperrt worden ist.

So viel augenscheinlicher Spielspaß steckt an. Das Publikum macht alle Wink-, Hüpf- und Mitsingspielchen gerne mit und beweist größte Textsicherheit - auch bei den älteren Songs der EP "Adonis Maximus" wie "Randale". Wie viele der überwiegend blutjungen Fans den zusammen mit der Supportband intonierten Ramones-Klassiker "Blitzkrieg Bop" als solchen erkennen, sei einmal dahingestellt. Aber auch das ist eigentlich nicht so tragisch. Schließlich hat die Band aus "Karl-Marx-Stadt" auch darauf die richtige Song-Antwort: Man sei ohnehin "Zu jung" für Rock 'n' Roll.

Die Meinung fällt am Ende so einhellig wie positiv aus. Der Kraftklub darf gern wiederkommen. Das scheint die Band ähnlich zu sehen: Am 6. Oktober spielt sie wieder in Hamburg; dann in der Großen Freiheit 36.