In der “Der Wettbewerb“ wollen Harald Krassnitzer und Cornelius Obonya sich gegenseitig in puncto ökologischem Bewusstsein übertreffen.

Sie haben noch eine Rechnung offen, und das schon lange. Die Brüder Hubert (Harald Krassnitzer) und Viktor (Cornelius Obonya) sind aus dem Wettkampfmodus nicht mehr herausgekommen, seit sie in der Jugend im Judo gegeneinander angetreten sind. Nun sind sie längst Familienväter und machen bei einem Wettbewerb der Schule ihrer Kinder mit. Es geht darum, wer den kleinsten ökologischen Fußabdruck hinterlässt. Das nehmen sie natürlich als Aufforderung, sämtliche Nachhaltigkeitsregister zu ziehen. In dem TV-Film "Der Wettbewerb" versucht sich die ARD heute in einer Umweltkomödie.

Hubert ist ein Vater, der gern vertröstet, eigentlich aber nur ans Geschäft denkt. Wenn seine Kinder ihn bitten, pünktlich zu einer Schulaufführung zu kommen, sagt er zu und kommt trotzdem garantiert zu spät. Hubert ist auch Hedonist. Jedes Jahr leistet er sich ein neues Auto, und er isst gern Gänseleberpastete, koste es, was es wolle. Den Umweltwettbewerb in der Schule nimmt er zunächst nicht ernst. Viktor, mit dem er Tür an Tür lebt, zieht ihn deshalb auf. "Eine kleine Challenge unter Brüdern?", frotzelt er, wissend, dass Hubert kaum Nein sagen kann. Der Umweltexperte ist nämlich er selbst, denkt Viktor. Hubert überredet die Familie zur Teilnahme. "Aber wenn wir mitmachen, wollen wir auch gewinnen." Die Kampfansage ist der Start zu einem ökologischen Wettrüsten.

Es dauert nicht lange, und aus dem Umwelt-Saulus Hubert wird ein Öko-Paulus. Das Auto bleibt stehen, dafür muss die Familie so lange im Regen Fahrrad fahren, bis sich Frau und Kinder total erkälten. Hubert verschenkt den alten Kühlschrank an die Caritas und kauft einen neuen, sparsameren. Er flippt im Supermarkt aus, weil dort so viele Produkte nur in Plastikflaschen angeboten werden. Und er überlegt fieberhaft, wie er die Pellets-Heizung seines Bruders in Sachen Effektivität schlagen kann. Der Wettbewerb ist im vollen Gange und treibt immer absurdere Blüten. Die Eltern indoktrinieren ihre Kinder und bringen sie dazu, die andere Seite auszuspionieren. Und natürlich ist auch Viktor nicht so "ökologisch rein", wie er zu sein vorgibt.

Bald gibt es kaum noch einen Lebensbereich, der nicht durch den Wettbewerb in Mitleidenschaft gezogen ist. Den Ehefrauen geht der Ehrgeiz ihrer Männer zu weit: "Ich könnte Hubert erschlagen", gesteht seine Frau. "Ich Viktor auch", bestätigt ihre Schwägerin. Hinter dem Rücken ihrer Männer verbünden sie sich heimlich. Huberts Frau liest zur Entspannung Texte des Dalai Lama und zeichnet ein Porträt ihres Mannes, das sie "Der Ausbruch des Wahnsinns" nennt. Familientreffen werden zur Qual, denn man kann über nichts mehr reden, ohne auf den Wettbewerb zu kommen. Umwelt ist eben irgendwie überall.

Der Humor in Michael Riebls Komödie funktioniert in erster Linie verbal und in der absurden Zuspitzung der Situationen. Gutmenschentum kann sehr anstrengend sein, wenn es so fanatisch betrieben wird. Listig zeigt der Regisseur, wie prinzipiell löbliches Umweltbewusstsein in eine Öko-Diktatur umschlagen kann. Ohne Klischees kommt aber auch dieser Film nicht aus: Die Umweltberaterin des Wettbewerbs ist, na klar, eine sehr alternative Öko-Tante mit Rasta-Frisur. Unter der lustigen Oberfläche lauert aber auch Abgründiges. Die Familien haben einiges an Lebenslügen unter den Teppich gekehrt und besitzen durchaus tragisch ausbaufähiges Potenzial.

Huberts Gattin, gespielt von Krassnitzers Frau Ann-Kathrin Kramer, will ihren Mann dann übrigens doch nicht mehr erschlagen. "Ist wohl nicht so gut für das Karma", findet sie. Der Dalai Lama hätte das sicher auch so gesehen.

"Der Wettbewerb" heute, ARD, 20.15 Uhr