Nobelpreisträger hatte mit kritischem Israel-Gedicht für weltweite Empörung gesorgt

Hamburg. Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass ist gestern Abend in der Hamburger Asklepios-Klinik St. Georg aufgenommen worden. Nach Informationen des Abendblatts und der "Bild"-Zeitung hat Grass Herzprobleme, er muss deshalb regelmäßig behandelt werden. Der Schriftsteller sei aber nicht als Notfall eingeliefert worden, sagte ein Kliniksprecher.

"Frau Grass hat ihren Mann zu einer lange geplanten Untersuchung in ein Hamburger Krankenhaus gefahren. Wir nehmen an, dass er in den nächsten Tagen wieder zu Hause sein wird", sagte eine Sprecherin von Günter Grass am Abend. Der Schriftsteller war bereits früher zu Routine-Untersuchungen in dem Krankenhaus. Die Klinikleitung will voraussichtlich heute Einzelheiten mitteilen - nach Rücksprache mit dem prominenten Patienten, heißt es.

Der 84-jährige Grass hatte vor zwei Wochen mit einem umstrittenen Israel-Gedicht international Empörung ausgelöst. Es war in der "Süddeutschen Zeitung" und in der italienischen Tageszeitung "La Repubblica" veröffentlicht worden. Sein Umfeld hatte daraufhin bei Presseanfragen immer wieder auf den labilen Gesundheitszustand des Schriftstellers hingewiesen. Er hatte in seinem Gedicht "Was gesagt werden muss" geschrieben, dass die Atommacht Israel den Weltfrieden bedrohe und das iranische Volk mit einem Erstschlag auslöschen könne.

Drei Tage später räumte er in der "Süddeutschen" ein, er würde das Gedicht angesichts der Reaktionen anders formulieren: "Ja, ich würde den pauschalen Begriff ,Israel' vermeiden und deutlicher machen, dass es mir in erster Linie um die derzeitige Regierung Netanjahu geht", sagte er. Israel verhängte trotzdem ein Einreiseverbot gegen ihn. Grass bezeichnete das Einreiseverbot als eine "Zwangsmaßnahme", die ihn an DDR-Methoden erinnere. Dennoch sehe er sich dem Land Israel unkündbar verbunden.

Der 1927 in Danzig geborene Autor wurde 1999 für sein Werk "Die Blechtrommel" mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Grass wurde als 17-Jähriger 1944 zur Waffen-SS eingezogen, wie erst durch die Veröffentlichung seines autobiografischen Werkes "Beim Häuten der Zwiebel" im Jahre 2006 allgemein bekannt wurde. Nach dem Krieg machte Grass eine Lehre als Steinmetz, studierte Grafik und Bildhauerei. 1956 debütierte er als Lyriker, 1957 als Dramatiker. Er ist zum zweiten Mal verheiratet, hat aus erster Ehe vier Kinder und zwei Töchter aus anderen Beziehungen. Seine Frau Ute brachte zwei Söhne mit in die Ehe. Günter Grass lebt und arbeitet in Lübeck.