Privatermittler Finn Zehender begibt sich auf die Suche nach drei Millionen Euro Lösegeld und erprobt das “Coffee Boarding“. Heute im ZDF.

Man muss so etwas schon mögen: Wenn Privatdetektiv Finn Zehender im ZDF ermittelt, er tut das bereits zum dritten Mal, ist kein normaler Krimi zu erwarten. Der von Hinnerk Schönemann gegebene Ermittler ist weder sonderlich attraktiv noch helle, noch von einnehmendem Wesen. Seine Methoden sind höchst seltsam. Und bei Zehenders Mitstreitern handelt es sich um eher schräge Figuren. Kurzum: Dieser Krimi ist eigentlich keiner, sondern eher eine Karikatur des Genres.

Und genauso geht es auch los: Zehender erfährt, dass auf dem von ihm erworbenen Bauernhof, in den er bereits 17 000 Euro gesteckt hat, eine Hypothek von 150 000 Euro lastet. Er muss die Summe in kürzester Zeit zurückzahlen, will er die Zwangsvollstreckung verhindern. Dazu braucht er ein Wunder, das sich in Gestalt des tumben Ex-Polizisten Mühlfellner ankündigt, der vom großartigen Thomas Thieme gespielt wird. Mühlfellner war einst Zehenders Widersacher, kann sich aber daran nicht mehr erinnern. Seit er eine Schussverletzung am Kopf erlitt, hält er sich für dessen Freund.

Der Detektiv traut dem Braten nicht so recht. Als er eine Pistole in Mühlfellners Tasche entdeckt, fragt er ihn, ob die denn geladen sei. Testweise schießt der einstige Ordnungshüter in die Luft - und trifft eine Brieftaube. Sie ist mit einer Nachricht von den Entführern des Millionärssohns Lars Döbbelin unterwegs. Und schon hat Zehender den lukrativen Fall, den er braucht, um seinen Hof zu retten. Denn der Vater des Entführten geht auf den Vorschlag des Privatermittlers ein, ihn gegen ein hohes Erfolgshonorar mit der Wiederbeschaffung der drei Millionen Euro Lösegeld zu beauftragen.

Dies ist der Beginn einer wahnwitzigen Geschichte, in der zunächst alles schiefgeht, was schiefgehen kann. Weil bei der Lösegeldübergabe die drei Millionen Euro verloren gehen, muss Zehender neues Lösegeld besorgen. Zu diesem Zweck überfällt er kurzerhand eine Bank. Später dann, als es darum geht, einen Verdächtigen zu vernehmen, wendet er die selbst entwickelte Methode des "Coffee Boarding" an. Sie besteht darin, dass der vernehmende Beamte - in diesem Fall die blauäugige Dorfpolizistin Wippermann (Daniela Schulz), die Zehnender erstaunlicherweise unterstützt - das Verhör immer wieder unterbricht, um Kaffee zu holen. Derweil betritt der als Weihnachtsmann verkleidete Mühlfellner den Raum und verprügelt den Delinquenten.

Sonderlich erfolgreich ist die Methode allerdings nicht. Und vermutlich würde diese Geschichte alles andere als gut ausgehen, wäre Zehender nicht mit der sexy Staatsanwältin Agnes Sonntag (Katja Danowski) liiert, die ihm ein ums andere Mal aus der Patsche hilft und ihn einmal sogar aus dem Gefängnis holt. Sie ist das wohl wichtigste Mitglied in Zehenders Team. Gemeinsam ist das Quartett aus Privatdetektiv, Dorfpolizistin, Staatsanwältin und beschränktem Ex-Polizeibeamten jedenfalls unschlagbar.

Regisseur Markus Imboden und Autor Holger Karsten Schmidt ist mit "Tod einer Brieftaube" ein ausgesprochen schräger Film gelungen, den, wir sagten es bereits, man mögen muss. Aber derlei wird offenbar honoriert. "Mörder auf Amrum", der erste Krimi mit Privatdetektiv Finn Zehender wurde mit dem renommierten Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet.

"Tod einer Brieftaube", heute, 20.15, ZDF